Bio-Verbände: 69,7 Cent für nachhaltige Bio-Milch und gestärkte Erzeuger!

Wie bereits in den vergangen beiden Jahren haben die Bio-Verbände auch dieses Jahr gemeinsam einen Orientierungspreis für die Bio-Milcherzeugung ausgerechnet.

Mehr Klima- und Artenschutz, mehr Umweltmaßnahmen, mehr Tierwohl: Das sind Mehrleistungen für eine nachhaltige Produktion, die Bio-Milchviehbetriebe erbringen und die dazu führen, dass die Produktionskosten auf Bio-Betrieben höher sind als im konventionellen Bereich. Durch verschiedene äußere Einflüsse sind diese Produktionskosten in den vergangenen Jahren noch gestiegen. Die Bio-Milcherzeuger-Preise sind aber nicht in ausreichendem Maß mitgewachsen. Auf diese Lücke weisen Deutschlands größte Bio-Verbände Bioland, Naturland und Demeter mit der Veröffentlichung des Orientierungspreises zur Bio-Milcherzeugung hin.

Wie die Verbände zur Biofach, Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel in Nürnberg, verkünden, liegt der Orientierungspreis, zu dem eine vollkostendeckende Erzeugung von Bio-Milch möglich ist, aktuell bei 69,7 Cent pro Kilogramm Bio-Rohmilch und damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt laut Bio-Milchpreiserhebung aber nur 58 Cent gezahlt. Es klafft also eine Lücke von fast 12 Cent, die Betriebe häufig nur dadurch ausgleichen können, dass die Betriebsleiter und ihre Angehörigen über der Belastungsgrenze und unterhalb des Mindestlohns arbeiten.

Bio-Verbände fordern schnellstmöglich Signale für höhere Erzeugerpreise

Die Konsequenz daraus: Das Umstellungsinteresse auf Bio-Milcherzeugung hat spürbar nachgelassen, was sich bereits jetzt in einer Rohwarenknappheit am Bio-Milchmarkt niederschlägt. Die Bio-Verbände fordern daher in einem gemeinsamen Statement, jetzt schnellstmöglich zu handeln und Signale für höhere Erzeugerpreise zu setzen:

„Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln zieht wieder deutlich an, das zeigen die aktuellen Zahlen. Auch politisch ist der Bio-Ausbau weiterhin gewollt, die meisten Parteien mit Ambitionen auf die nächste Bundesregierung haben den Ausbau des Ökolandbaus in ihren Wahlprogrammen stehen. Was dazu nicht passt, sind Erzeugerpreise, die nicht mal die Vollkosten decken – denn die führen dazu, dass der Bio-Ausbau ins Stocken gerät. Wir fordern mehr Wertschätzung für die Erzeuger in der Wertschöpfungskette! Alle Beteiligten müssen sich darüber klar sein, dass sie auf die jeweils anderen Partner angewiesen sind und dass eine Kette nur mit stabilen Gliedern langfristig auf Spannung gehalten werden kann. Bio-Molkereien und der Handel müssen jetzt schnell dafür sorgen, dass die Erzeugerpreise steigen. Nur so können Bestandsbetriebe im System gehalten und Anreize für Neu-Umsteller gesetzt werden. Entsprechende Preissignale sollten daher jetzt schnellstmöglich kommuniziert werden!“

Hintergrund und Berechnung des Orientierungspreises

Der Orientierungspreis für Bio-Milch der Verbände zeigt, welchen Betrag Bio-Milcherzeuger*innen benötigen, um vollkostendeckend arbeiten zu können und die hohen Nachhaltigkeitsstandards der Verbände zu erfüllen. Um die Nachhaltigkeitsleistungen bei der Bio-Milch-Produktion auch langfristig darstellen zu können, wird der Preis regelmäßig, in jedem Kalenderjahr, aktualisiert.

Der aktualisierte Orientierungspreis wurde auf das geänderte Kostenniveau zum Stand Januar 2025 angepasst. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für Strom, Treibstoff minimal gesunken. Die Kosten für Fahrzeuge, Bauten, Instandhaltungen sind etwas gestiegen. Die Erlöse für die Schlachttiere sind gestiegen. Da die Nebenerlöse aus dem für die Bio-Milch benötigten Erzeugerpreis herausgerechnet werden, sorgt das dafür, dass der Orientierungspreis mit 69,7 Cent je kg Milch nahezu gleich bleibt, obwohl die Kosten stärker gestiegen sind, als die gesunkenen Einkaufspreise für Strom und Treibstoff.

Der Orientierungspreis ist ein für die Bioland-, Naturland- und Demeter-Betriebe ermittelter Preis. Grundsätzlich sind die Vollkosten je nach Betriebsstruktur unterschiedlich und können durch folgende Faktoren beeinflusst werden: Anzahl der Kühe, Rasse der Tiere, Betriebsgröße, Milchleistung, Flächenausstattung, klimatische Bedingungen, Struktur der Betriebe.
 



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