2. Youth Policy Dialogue in Brüssel: Junge Stimmen für Europas Landwirtschaft
Öko-Jugend bringt Anliegen ein
Der Ökolandbau wurde von Lennart Bertels, Vorsitzender des Junges Bioland e.V., als Delegierter des Organics Europe Youth Network gemeinsam mit Helene Schmutzler (IFOAM OE), Janina Witt (Naturland Next Farmers) und Felicia Ahlström (Ekologiska Lantbrukarna) vertreten und in die Diskussionen eingebracht. Da beim ersten Dialog insbesondere die Themen Zugang zu Land sowie zu Finanzierung als zwei wichtige Felder identifiziert wurden, die für junge Landwirt*innen erhebliche Barrieren für eine Übernahme eines landwirtschaftlichen Betriebes bzw. für eine Neugründung darstellen können, haben die Teilnehmenden verschiedene Ansätze diskutiert und ausgearbeitet, die aus ihrer Sicht junge Unternehmer*innen unterstützen sollen.
Mehr Transparenz und nachhaltige Landvergabe
Um dem zu begegnen, haben die Teilnehmenden ein umfassendes Monitoringsystem vorgeschlagen, welches nicht nur aufzeigen soll, wer welchen landwirtschaftlichen Boden besitzt, sondern auch Transparenz schaffen soll, zu welchen Bedingungen dieser verkauft oder verpachtet wird. Darüber hinaus wurde der Nutzen von verbindlichen Nachhaltigkeitskriterien bei der Vergabe von Land aus öffentlicher Hand hervorgehoben. Damit Agrarland nicht zunehmend als Investitionsobjekt in nicht-landwirtschaftlichen Besitz übergeht, können auch Bodenfonds oder -stiftungen helfen, die diesen für die bäuerliche Lebensmittelproduktion zu günstigen Konditionen sichern. Außerdem sind Anreize für scheidende Landwirt*innen wichtig, damit diese Agrarland für neue Generationen von Landwirt*innen freigeben.
Stärkere Förderung junger Landwirt*innen durch GAP
Daneben sollen laut der Jugendvertreter*innen junge Landwirt*innen noch stärker durch die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) finanziell gefördert werden. Eine entsprechende EU-Förderlinie könnte den Zugang zu Existenzgründungsprämien, Einkommensförderung und Beratung speziell für Junglandwirt*innen ermöglichen. Da insbesondere für Investitionen im landwirtschaftlichen Betrieb große Mengen an Kapital vonnöten sind, können begünstigte Konditionen wie niedrigere Zinsen erheblichen Nutzen bieten. Für all diese Maßnahmen ist in jedem Fall eine gute finanzielle Ausstattung des GAP-Budgets im Mehrjährigen Finanzrahmen der EU nötig – hier waren sich alle einig. Inwieweit dies gelingt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Agrarkommissar Hansen setzt auf Jugendbeteiligung
EU-Agrarkommissar Hansen nahm sich viel Zeit, um mit den Jugendvertreter*innen die verschiedenen Modelle zu diskutieren. Er machte deutlich, dass eine erfolgreiche und effektive Förderung junger Unternehmer*innen in der Landwirtschaft der EU entscheidend sein wird, damit die Transformation zu einer nachhaltigen Agrarwirtschaft gelingt. Diese Aussage unterstrich Hansen am Folgetag auf der Konferenz zur Vision zur Zukunft der Landwirtschaft, zu der alle Teilnehmenden des Jugenddialogs eingeladen waren, vor mehr als 800 Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Landwirtschaft. Hier diskutierten hochrangige Gäste die vom Agrarkommissar vorgestellten Vision auf Nutzen und Reichweite. Dabei verwiesen zahlreiche Redner*innen auf die Bedeutung der Generationenfrage als eine zentrale Aufgabe der EU-Agrarpolitik der nächsten fünf Jahre.
Bei diesen beiden Youth Policy Dialogues soll es laut Christophe Hansen nicht bleiben. Auch in Zukunft werden die europäischen Jugendorganisationen regelmäßig an der Ausgestaltung der gemeinsamen Fachpolitik beteiligt werden. Sämtliche Vertreter*innen sahen in dem Format einen wichtigen Beitrag in dem Übergang zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Gerade in einem politischen Umfeld, das oft von älteren Stimmen geprägt ist, war es wichtig zu zeigen: Die Jugend ist da. Wir haben Ideen und wollen die Zukunft mitgestalten!
Text: Lennart Bertels
Fotos: EU-Kommission