Pestizideinsatz endlich deutlich reduzieren!

Zur heutigen Vorstellung des Pestizidatlasses fordert Bioland von der Bundesregierung, sich endlich wirksam für weniger Pestizideinsatz einzusetzen.

Chemisch-synthetische Pestizide sind eine Belastung für die Umwelt sowie eine zentrale Ursache für den Verlust der Artenvielfalt. Im Bio-Landbau sind sie daher verboten. In der Politik wird zwar schon lange über das Problem debattiert, es herrscht aber seit vielen Jahren Stillstand, wenn es um die Einführung wirksamer Maßnahmen zur Reduktion dieser Mittel geht. Bioland fordert anlässlich der heutigen Vorstellung des Pestizidatlasses durch die Heinrich-Böll-Stiftung, den BUND und PAN Germany, dass die neue Bundesregierung diesen Stillstand nun endlich beendet.

„Wir mahnen und warnen seit mehr als zehn Jahren, haben Daten zur Kontamination mit leichtflüchtigen Pestiziden gesammelt, Studien beauftragt, Lösungsvorschläge für die Behörden und Ministerien formuliert und das Thema bei den Entscheider*innen immer wieder in den Fokus gerückt – leider ohne durchschlagenden Erfolg. Das Thema Pestizidreduktion steht immer noch nicht richtig auf der politischen Tagesordnung“, bilanziert Bioland-Präsident Jan Plagge. „Wir erwarten nun von der noch jungen Bundesregierung, dass sie das Thema so ernst nimmt, wie es tatsächlich ist und wirksame Maßnahmen ergreift, durch die sich der Einsatz von Pestiziden deutlich reduziert!“

Einen ersten Dämpfer für diese Erwartung gab es allerdings bereits, bevor die Ampel-Koalition ihre Regierungstätigkeit aufgenommen hat: Eine Pestizidabgabe, die neben dem forcierten Ausbau des Ökolandbaus ein wirksames Instrument für Verringerung wäre, hatte es nicht in den Koalitionsvertrag geschafft. „Das ist absolut bedauerlich – denn eine Pestizid-Halbierung bis 2030, wie ihn die Europäische Kommission mit dem Green Deal erreichen will, wird ohne eine Abgabe in Deutschland nicht zu machen sein.“

Dabei werden die Probleme immer dringlicher, wie Zahlen aus dem neuen Pestizidatlas unterstreichen: Der Einsatz von Pestiziden ist einer der Hauptverursacher für den Artenrückgang, zudem ist die Zahl der jährlich von Pestizidvergiftungen betroffenen Menschen weltweit auf 385 Millionen gestiegen. Trotz dieser Probleme und trotz vieler Verschärfungen in den Zulassungsverfahren, werden heute weltweit so große Mengen Pestizide ausgebracht, wie nie zuvor: Insgesamt circa 4 Millionen Tonnen pro Jahr. Und auch in Deutschland ist die eingesetzte Pestizidmenge in den letzten Jahren konstant hoch.

Pestizid-Abdrift bedroht Öko-Landwirt*innen

Immer wieder landen chemisch-synthetische Pestizide auch auf biologischen Anbauflächen – sei es durch Abdrift von benachbarten Flächen, auf denen sie ausgebracht werden oder durch Ferntransport, zum Teil über viele Kilometer. Dieses sogenannte Abdriftproblem ist für Bio-Landwirt*innen ein großes, denn sie können durch die fremdverursachten Kontaminationen ihre Rohstoffe nicht mehr als Bio-Ware verkaufen.

„Die Politik hat bisher beim Schutz von Bäuer*innen und auch Bürger*innen vor der Abdrift bestimmter leichtflüchtiger Pestizide wie Pendimethalin und Prosulfocarb leider kläglich versagt“, kommentiert Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik und Kommunikation bei Bioland. Ganz verwunderlich sei das ausbleibende Engagement in diesem Bereich nicht: „Der Pestizid-Markt ist riesig und er wird nach aktuellem Stand wohl noch weiter wachsen. Dem wollten bislang die wenigsten politischen Entscheider*innen gerne im Weg stehen. Die Verzögerungstaktik der vergangenen Jahre hat also durchaus System und kommt besonders die Bio-Betriebe und -Hersteller sehr teuer zu stehen.“

Es sei absolut inakzeptabel, dass hier das Verursacherprinzip umgekehrt werde und die Betriebe, die auf chemisch-synthetische Pestizide bewusst verzichteten, die Folgekosten des Pestizideinsatzes anderer oft alleine tragen müssten. Und diese Kosten werden sich mit der neuen EU-Bio-Verordnung noch mal deutlich erhöhen, denn danach wird von jedem der 350.000 Biobetriebe in der EU ein Vorsorgekonzept zur Vermeidung von Kontaminationen gefordert. Wehde bekräftigt: „Es liegt jetzt bei der neuen Bundesregierung, dieses Thema entschlossen anzugehen und mutige sowie wirksame Maßnahmen zur Pestizidreduktion zu ergreifen - damit Bäuer*innen sowie Verbraucher*innen besser geschützt werden und die Landwirtschaft in ihrer Gesamtheit nachhaltiger wird.“


 



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