Artgerechte Nutztierhaltung muss mehr Fleisch ansetzen

Bioland fordert Stopp von Klöckners freiwilligem Tierwohllabel

Mainz. Morgen kommen die Landwirtschaftsminister der Bundesländer gemeinsam mit Julia Klöckner auf einer Sonder-Agrarministerkonferenz zum Thema Fleischbranche und Tierwohl zusammen. Vor wenigen Tagen hat Bundesministerin Klöckner die Tierwohlkennzeichnungsverordnung in die Anhörung von Verbänden und Bundesländern eingebracht. Bioland nimmt dies zum Anlass, eine sinnvolle Abfolge der Maßnahmenvorschläge des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung einzufordern und den Labelansatz der Ministerin zu kritisieren.

„Bundesministerin Klöckner versucht ihr freiwilliges Tierwohllabel unter dem Deckmantel der Borchert-Kommission ohne Verbesserungen durchzusetzen und ignoriert damit weiterhin die breite Kritik an ihrem Labelansatz“, so Jan Plagge, Präsident Bioland e.V. „Wir brauchen dringend die Umsetzung eines Instrumentenmixes, welcher den Tieren, der Umwelt und den Menschen gerecht wird. Dazu gehören neben einer gezielten Förderung artgerechter Ställe und Haltungsverfahren auch höhere gesetzliche Anforderungen, die Umsetzung der Flächenbindung in der Tierhaltung und eine damit einhergehende deutliche Abstockung der Tierbestände“, ergänzt Plagge.

„Klöckner setzt weiterhin auf Freiwilligkeit statt einer verpflichtenden Fleischkennzeichnung, definiert eine erste Label-Stufe, die teilweise noch nicht mal dem gesetzlichen Standard entspricht, ignoriert bei der Kriterienfestlegung die Sauenhaltung und lässt die Ökotierhaltung außen vor“, kritisiert Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Klöckner muss ihre unzureichenden Labelpläne endlich stoppen und sich auf europäischer Ebene für eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch, analog der erfolgreichen Eierkennzeichnung, einsetzen. Wie bei der Eierkennzeichnung muss die höchste Stufe der Kennzeichnung ökologisch produziertem Fleisch vorbehalten sein.“


Zum Hintergrund:
Die erste Label-Stufe bringt kaum Verbesserungen in der Schweinehaltung. Sie garantiert noch nicht einmal die Einhaltung der gesetzlichen Standards. So erlaubt der aktuelle Entwurf für eine Übergangszeit das Schwänzekupieren, obwohl es nach den Vorgaben der EU seit über zehn Jahren verboten ist. Auch das Abschleifen der Eckzähne soll weiter erlaubt sein. Das Schwanzbeißen wäre vermeidbar, indem den Tieren ausreichend Platz zur Verfügung gestellt und die Buchten in Aktivitäts-, Liege- und Kotbereiche aufgeteilt werden würden.
Die konkrete Ausgestaltung der Sauenhaltung bleibt in allen drei Stufen weitgehend unbeachtet.

Ökofleisch ist außen vor. Die Forderung der Biobranche und aller Landesagrarminister, die höchste Stufe der staatlichen Kennzeichnung für Ökofleisch vorzusehen, wurde ignoriert. Über 20.000 Biotierhalter, die bereits höchste Standards der artgerechten Tierhaltung praktizieren, werden bei diesem Kennzeichnungssystem ausgegrenzt. Die Anforderungen des Ökolandbaus liegen insbesondere beim Platz im Stall und Auslauf deutlich über den Kriterien der dritten und höchsten Stufe. Das führt zu Verwirrung bei den Verbrauchern.

Klöckner verplant für ihr Label bereits Millionen an Steuergeldern: 70 Millionen für das Marketing des Labels und zusätzlich viele Millionen Euro für Prämienzahlungen pro Schwein an diejenigen Landwirte, die die Kriterien der aus Sicht des Tierschutzes unzureichenden Einstiegsstufe erfüllen. Die Gelder für mehr Tierwohl müssen stattdessen gezielt an diejenigen Betriebe fließen, die ein besonders hohes Niveau einer artgerechten Nutztierhaltung umsetzen und entsprechende Stallsysteme um- oder neubauen.

Klöckner muss den gesetzlichen Mindeststandard in der Schweinehaltung deutlich anheben. Das würde allen Tieren zugutekommen.

 



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