
Der Mann, der zum Verb wurde
Johann Weck hat das Haltbarmachen durch Einkochen nicht erfunden - aber er hat zum richtigen Zeitpunkt die entscheidenden Schritte unternommen. Es hat jedenfalls gereicht, um seinen Namen in der deutschen Sprache zu verankern. Von Martin RasperVor etwas mehr als hundert Jahren - 1907 - nahm der Duden ein neues Wort auf, das kurz zuvor in den Sprachgebrauch eingegangen war: "Einwecken". Das Wort bedeutete dasselbe wie Einkochen und hatte sich diesem gleichberechtigt zugesellt, weil plötzlich viele Menschen zum Einkochen eine neue patentierte Methode benutzten - und dazu die Gläser der Firma Weck verwendeten.
Selbermachen lag plötzlich im Trend
Selbermachen und Vorrat halten lag, wie man heute sagen würde, im Trend. Immer mehr Menschen lebten in Städten, fern der Natur und dem freien Land; auch die Schrebergärten waren beliebt wie nie zuvor. Durch die Vorratshaltung verfügte man wenigstens zum Teil noch über so etwas wie Selbstversorgung. Die Weck’sche Methode, bei der man die Lebensmittel in einem luftdicht verschlossenen Glas zum Kochen brachte, sie dadurch sterilisierte und haltbar machte, traf ein verbreitetes Bedürfnis. Zwar war die Konserve grundsätzlich schon erfunden, aber dazu brauchte man eben die entsprechenden Maschinen, um die Blechdosen zu verschließen. Mit den Weck-Gläsern dagegen, die mittels Gummiring, Deckel und Metallklammer verschlossen wurden, wurde das Konservieren jedermann zugänglich.
Weck selbst war mehr Visionär als Unternehmer
Er benennt das Verfahren nach sich selbst und beginnt im südbadischen Öflingen, hart an der Schweizer Grenze, mit einer eigenen Produktion der Gläser. Doch wie sich herausstellt, ist Weck zwar ein Visionär, aber kein besonders guter Unternehmer. Einige seiner Gebietsverteter sind offenbar deutlich erfolgreicher als er, namentlich sein Mann am Niederrhein, Georg van Eyck. Der verkauft in seinem Gebiet mehr Gläser als Weck im gesamten übrigen Verbreitungsgebiet! Weck bietet van Eyck an, nach Baden zu kommen und mit ihm eine gemeinsame Firma zu gründen - worauf dieser eingeht. Am 1.1.1900 wird die gemeinsame Firma J. Weck u. Co gegründet.
Johann Weck stirbt 1914 in Luxemburg. Die Firma, die seinen Namen trägt, existiert immer noch; sie stellt inzwischen vielerlei Produkte her, von Konservengläsern und Getränkeflaschen bis zu Glasbausteinen. Im Archiv der Firma befindet sich eine Art Reliquie, das älteste existierende Glas mit eingeweckten Früchten: Ananasstücke, abgefüllt im Jahr 1897.
Es hält immer noch dicht.
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Website der Firma Weck