Hat der Weidezaun genügend Spannung? Sichere Weidezäune oder Herdenschutzhunde sind flächendeckend notwendig, um Weidetiere vor Wolfsangriffen zu schützen. (Foto: Brigitte Stein)

Wölfe in fast allen Bundesländern

Angriffe auf Weidetiere nahmen innerhalb eines Jahres stark zu.

Im Laufe eines Jahres hat die Zahl der vom Wolf verletzten und getöteten Tiere um 40 Prozent zugenommen. Die Zahl der Wolfsübergriffe auf Nutztierherden um 38 Prozent. Damit sind 2019 insgesamt 2.894 Weidetiere zu Schaden gekommen bei 887 Übergriffen. Diese Zahlen hat die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) veröffentlicht. Die Daten zeigen, dass mit der Ausbreitung des Wolfsbestandes auch die wolfsverursachten Schäden zunehmen. Die meisten Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere sind nach Bewertung der DBBW vor allem dort zu beobachten, wo Wölfe sich in neuen Territorien etablieren und die Schaf- und Ziegenhalter sich noch nicht auf ihre Anwesenheit eingestellt und Schutzmaßnahmen getroffen haben. Bei fachgerechter Anwendung von Herdenschutzmaßnahmen gingen in der Regel auch die Schäden zurück, die Wölfe verursachen.
Die meisten Übergriffe geschahen im Bundesland Niedersachsen gefolgt von Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen. Besonders häufig tötet der Wolf Schafe und Ziegen: Das DBBW verzeichnet Schäden an 2.476 Schafen. Das sind 88 Prozent der getöteten oder geschädigten Tiere. Angriffe erlitten auch 83 Ziegen, 127 Rinder und 194 Gehegewildtiere.

Schafe sind wehrloser als Rinder
Bei einem Wolfsangriff auf Schafe und Ziegen werden besonders viele Tiere Opfer. Rinder sind insgesamt wehrhafter: obwohl 13 Prozent der Angriffe auf Rinder erfolgten, sind nur 4 Prozent der Opfer Rinder. Dies sind dann vor allem junge Kälber, oft noch keine 14 Tage alt. Die DBBW kritisiert die oft unzureichende Einzäunung von Mutterkuhherden mit nur einer stromführenden Litze.
Viele Bundesländer unterstützen Weidetierhalter bei der Prävention vor Wolfsangriffen. Insgesamt wurden 2019 bundesweit mehr als 8 Mio. Euro für den Schutz der Weidetiere ausgegeben. Zudem erhalten Weidetierhalter häufig Entschädigungen für Tierverluste. Diese beliefen sich 2019 auf knapp 420.000 Euro. Damit haben sich die Ausgaben für die Prävention gegenüber 2018 mehr als verdreifacht, die Ausgleichszahlungen für Schäden haben sich nicht ganz verdoppelt.

Die Maßnahmen zum Herdenschutz entscheiden
Vergleiche man die Nutztierschäden in verschiedenen europäischen Ländern, zeige sich, dass das Ausmaß der Schäden an Nutztieren weder von der Größe des Wolfsbestandes in einem Land noch von der Anzahl der Nutztiere abhängen, betont die DBBW: „Entscheidend ist, wie gut oder schlecht vor allem Schafe und Ziegen vor Wolfsübergriffen geschützt werden.“ Dies sieht die DBBW durch Erfahrungen der letzten 20 Jahre in Deutschland bestätigt. Darum widmet die Dokumentationsstelle der Politik in den Bundesländern breiten Raum. Die DBBW hat eine detaillierte Übersicht zusammengestellt über die Fördermaßnahmen der einzelnen Bundesländer für den Herdenschutz sowie die Obergrenzen und Einschränkungen für die Förderung. Auch die Regelungen in den einzelnen Bundesländern zur Schadensregulierung sind detailliert beschrieben.
„Die ungebremste Ausbreitung der Wölfe in Deutschland ist für die Weidetierhaltung in den betroffenen Regionen verheerend“, positioniert sich Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands (DBV). Herdenschutzmaßnahmen allein könnten den Konflikt zwischen Wolf und Weidetierhaltung nicht lösen, meint er in einer Pressemitteilung: „Eine Regulierung des Wolfsbestandes ist unverzichtbar. Bund und Länder dürfen nicht zulassen, dass die Probleme eines exponentiell zunehmenden Wolfsbestandes durch Untätigkeit nicht mehr beherrschbar werden.“ Letztlich werde die Weidehaltung von Nutztieren in Deutschland in Frage gestellt.


 

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