Vor allem im Nordwesten Deutschlands leben bereits viele Wölfe. Die Population wächst bundesweit. (Foto: Kathleen Gerber, Nabu)

Wölfe erobern neue Territorien

Bundesweit leben 128 bestätigte Rudel. Herdenschutz ist in allen Regionen wichtig

In Deutschland wächst die Zahl der Wölfe weiterhin, innerhalb eines Jahres hat die Zahl der Rudel um neun Prozent zugenommen. Demnach leben in Deutschland jetzt 128 Rudel, 35 Paare und zehn territoriale Einzeltiere. Das geht aus den Zahlen 2019/2020 hervor, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) veröffentlicht haben. Sie beruhen auf Erhebungen in den Bundesländern. Im Monitoringjahr 2018/19 wurden 105 Rudel, 41 Paare und zwölf Einzelwölfe nachgewiesen.
Die Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland habe sich verlangsamt, stellt der Naturschutzbund Nabu fest. In den Jahren zuvor war die Zahl der Rudel um etwa 30 Prozent gewachsen. Eine Karte des BfN zeigt die derzeitigen Schwerpunkte, die im Nordwesten Deutschlands liegen. Die meisten Wolfsrudel leben 2019/2020 (1. Mai 2019 bis zum 30. April 2020) in Brandenburg (47), gefolgt von Sachsen (28) und Niedersachsen (23).
Das BfN machte bei der Gelegenheit deutlich, dass der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ der hiesigen Wolfspopulation noch nicht erreicht ist. Forderungen nach offizieller Bejagung erteilt die Behörde somit eine Absage. Im Mai erst hatte das BfN eine Modellrechnung veröffentlicht, nach der in Deutschland genügend Lebensraum für 700 bis 1.400 Rudel wäre.  

Neue Lösungen für Herdenschutz
Weidetierhalter beklagen, dass immer Tiere durch Wölfe zu Schaden kommen. So war die Zahl der verletzten und getöteten Tiere zuletzt um 40 Prozent gestiegen. Vor allem Schafe und Ziegen sind eine wenig wehrhafte Beute.   Wichtig ist ein konsequenter Herdenschutz auch in jenen Regionen, in denen noch kein Wolf nachgewiesen lebt. Empfehlungen zum Herdenschutz stellt das BfN im Internet bereit. In Baden-Württemberg haben Naturschützer und Weidetierhalter gemeinsam Konzepte und praxistaugliche neuartige Materialien entwickelt.

Wolf steht unter Artenschutz
Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe (Totfunde) hat sich 2019/2020 im Vergleich zum Monitoringjahr 2017/18 verdoppelt, berichtet das BfN von 61 toten Wölfen 2017/18 auf 126 Totfunde im aktuellen Monitoringjahr. Dass Wölfe zunehmend illegal getötet werden, kritisiert BfN-Präsidentni beate Jessel: „Nach Verkehrsunfällen ist die illegale Tötung die zweithäufigste Todesursache.“ Von den insgesamt 126 tot aufgefundenen Tieren sind 98 im Verkehr gestorben. Elf Wölfe wurden illegal getötet und bei weiteren sieben verunfallten Tieren zeigten Untersuchungen, dass auf sie geschossen worden war. „Der Wolf ist und bleibt eine streng geschützte Art. Das illegale Nachstellen und das Töten von Wölfen sind strafbar“, erklärt die BfN-Präsidentin.

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