Feiner Blick fürs Regionale: Die Hummel nimmt Blüten der Kornblume besser an, wenn das Saatgut genetisch an den Standort angepasst ist. (Foto: Landpixel)

Wildbienen lieben Regio-Saatgut

Um Insekten wirklich intensiv zu fördern, reicht es nicht irgendwelches Saatgut zu verwenden. Es lohnt sich, auf die Saatgutherkunft zu achten.

Bestäuberinsekten können erkennen, welche Pflanzen gut an die Region angepasst sind. Diese Blüten fliegen sie auch bevorzugt an. Für die Förderung der Insektenvielfalt ist die feine Abstimmung des Blühzeitpunkts innerhalb einer Blühmischung wichtig. Das zeigte eine Studie von Landschaftsökologen der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Sie fanden jetzt heraus, dass nicht nur die Pflanzenart, sondern auch die geografische Herkunft der Samen Einfluss auf die Insektenvielfalt hat.

In einem Feldexperiment bildeten die Wissenschaftler kleine experimentelle Pflanzengemeinschaften, die genau die gleiche Artenzusammensetzung hatten, sich aber in der Herkunft unterschieden: Die Populationen stammten aus dem Raum Münster, aus der Umgebung von München und aus dem Großraum von Frankfurt an der Oder. Anschließend erfassten sie die Anzahl und Zeitfolge der Pflanzenblüten, beobachteten die Bestäuber, die diese Gemeinschaften besuchten, und verglichen die Häufigkeit und Vielfalt der Bestäuber in den Gemeinschaften unterschiedlicher Herkunft.

„Der Effekt kann beträchtlich sein: auf den Blüten einer Herkunft beobachteten wir doppelt so viele Besuche von Bestäubern wie auf Blüten einer anderen Herkunft“, berichtet Insektenforscher Dr. David Ott, einer der Autoren der Studie. „Der wichtigste treibende Parameter ist die Phänologie der Pflanzenblüte – also die zeitliche Abfolge der Blüte“, erklärt er. Pflanzen einiger Herkunftsgebiete begannen früher und intensiver zu blühen als andere. Daher boten sie mehr Blüten und mehr Insekten besuchten die jeweiligen Blüten, so die Schlussfolgerung.

Daher sollte man beim Anlegen von Blühstreifen und anderen Lebensräumen berücksichtigen, dass Pflanzenarten keine gleichförmigen Einheiten sind, sondern sich ihre Populationen je nach Herkunft genetisch unterscheiden. Dies entsteht, indem sich die Pflanzen an ihre lokale Umgebung anpassen. Zum Beispiel wird eine Wiesen-Flockenblume, die in der Nähe des Meeres wächst, wo Frost selten ist, weniger frostbeständig sein als eine Wiesen-Flockenblume, die in den Bergen wächst, wo Frost häufig vorkommt. Die Unterschiede sind in vielen Pflanzenmerkmalen sichtbar und offenbar für Bestäuber wichtig. Zu den Merkmalen gehören unter anderem die Anzahl der Blüten oder der Zeitpunkt der Blüte.

„Je nach Herkunft blühen einige Populationen früher als andere. Bei der Einrichtung von Habitaten für Bestäuber werden diese innerartlichen Unterschiede bislang wenig berücksichtigt und die Pflanzen werden meist unabhängig von ihrer Herkunft ausgewählt. Wir haben daher getestet, ob die Herkunft der Pflanzen die Bestäuber beeinflusst“, erklärt Dr. Anna Lampei Bucharová vom Institut für Landschaftsökologie der WWU und Leiterin der Studie.

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