Milchkühe fressen am Futtertisch. Weiter digitalisierte Technik soll Landwirten genaue Kenntnis über die Futterrationen geben. (Foto: LfL)

Von Gülle bis Herdenmanagement

Die Digitalisierung der Milchviehhaltung erfasst alle Bereiche. Das Projekt DigiMilch und die Praktiker darin gewähren Einblick.

Smarte Technologien für Feld, Stall und Kühe wollen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Experimentierfeld „DigiMilch“ zusammenbringen und Milchviehhalter:innen leicht zugänglich machen. Den aktuellen Stand der Digitalisierung trugen Experten in einer Online-Vortragstagung am 17. Juni zusammen.

Bereits heute gebe es viele Daten und Maschinen, die digital gesteuert arbeiten. Allerdings funktioniert die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Maschinen und Datensysteme bislang aus Sicht der Referenten unzureichend. Nicht einmal die Geräte eines einzigen Herstellers könnten problemlos miteinander kommunizieren, kritisierte Stefan Beckmann von der LfL.

Von einem Gesamtüberblick über die gesamten Stoffströme im Milchviehbetrieb könnten alle profitieren: der Landwirt, die Umwelt und die Tiere. Davon waren berichteten die Referenten der Themenbereiche Außenwirtschaft, Fütterungsmanagement und Innenwirtschaft.

Vision der teilflächenspezifischen Gülleausbringung
In der Grünlandbewirtschaftung soll langfristig eine teilflächenspezifische und nährstoffgesteuerte Gülleausbringung dafür sorgen, dass keine Nährstoffe verschwendet werden. Denn Grünlandflächen sind heterogen. Mit einer teilflächenspezifischen Düngung könnten möglicherweise auch Auflagen zur Extensivierung erfüllt und dokumentiert werden, stellte Manuel Boppel von der LfL in Aussicht. Sein Kollege Franz Worek stellte eine teilflächengenaue Ertragserfassung in Aussicht.

Ein digitales Fütterungsmanagement kann die Tiere bedarfsgerechter füttern, stellten Referenten in Aussicht: von einer Erfassung der Futterqualitäten bis hin zum Einfluss des Wetters auf den Appetit der Tiere. Eine autonome Fütterungstechnik sollte zuletzt auch die Kosten für den Milchviehhalter transparent machen, forderte Stefan Beckmann. „Bereits jetzt sehe ich Unterschiede zwischen 17 und 25 Cent je Liter Milch. Das kann sich im Jahresverlauf auf 40.000 Euro summieren“, berichtete er.

Landwirte mitnehmen, Land entwickeln
Die Systeme sollten für Landwirte einfach zu handhaben sein, plädierte Wolfgang Büscher von der Universität Bonn, der im Projekt CattleHub arbeitet. Er warnte auch davor, die Entlastung durch künstliche Intelligenz zu überschätzen. Milchviehhalter:innen bräuchten eine solide Ausbildung, um die Technik auch im eigenen Sinne zu nutzen und zu steuern. Vorerst sei noch eine große Strecke zurückzulegen, allein mit dem Ausbau des 5-G-Netzes und dem Breitbandausbau auf dem Land, räumte Anton Dippold vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft ein.

Die LfL macht die Aufzeichnungen und das Material der Vortragsveranstaltung in den nächsten Wochen zugänglich.

 

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