Die flächengebundene Tierhaltung ist ein wichtiger Aspekt im Konsenspapier für Klima- und Umweltschutz der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). (Foto: Landpixel)

Umbau ist eine Aufgabe der Gesellschaft

Für Umwelt, Klima, Tierwohl, Landwirtschaft und Gesellschaft: Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hält eine grundlegende Transformation der Landwirtschaft für notwendig.

Weniger Fleischkonsum, mehr pflanzliche Nahrung und eine Ökologisierung der Landwirtschaft: Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) lässt keinen Zweifel daran, dass Landwirtschaft und Ernährung einen durchgreifenden Umbau brauchen, um eine Zukunft zu haben. Trotz sehr gegensätzlicher Interessen haben sich Vertreter der Bauern mit Umwelt-, Tier- und Verbraucherschützern und Verbänden der Ernährungsindustrie, des Lebensmittelhandels und Wissenschaftlern abschließend geeinigt. Ihre Empfehlungen für die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland stehen im Abschlussbericht „Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Er wurde am 6. Juli an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben.

Der Bericht beschreibt den Umbau der derzeitigen Landwirtschaft, die jährlich volkswirtschaftliche Schäden von 90 Milliarden Euro verursacht und dabei von der Agrarpolitik (GAP) aufwendig unterstützt wird. Ziel ist, dass Landwirte ökologischer wirtschaften, weil es sich für sie lohnt, weil sie für ihre gesellschaftlichen Leistungen honoriert werden. Die Mehrkosten für den Umbauprozess werden auf bis zu acht Milliarden Euro jährlich beziffert. Zentrales Instrument beim Umbau ist die Europäische Agrarpolitik: Die flächengebundenen Direktzahlungen sollen im Laufe von zwei Förderperioden auslaufen. „Ökologisch verantwortliche Landwirtschaft kann betriebswirtschaftlich attraktiv und volkswirtschaftlich vorteilhaft sein", sagte Prof. Peter Strohschneider, der die Arbeit der Kommission koordiniert hat, als Resümee.

Biolandbau setzt Standard
Die Interessen der Bio-Branche vertrat der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) Felix Prinz zu Löwenstein. Er sagte zum Abschlussbericht: „Niemand kommt um die ökologische Transformation von Landwirtschaft und Ernährung herum.“ Ein „Weiter-so“ bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), bei der Tierhaltung, bei Pestiziden, bei der Handels-, Wirtschafts-, Gesundheits- oder Sozialpolitik könne es nicht geben. Mit „ein wenig Labelling hier oder Digitalisierung dort“ sei der Umbau nicht getan, warnte Löwenstein. Die ZKL erkenne Öko als einziges Nachhaltigkeitsprogramm an, das wirke und über einen relevanten und dynamischen Markt verfüge. Deutlich bekennt sich die ZKL zur Öko-Förderung.

Gentechnik: Verbrauchern soll Wahlfreiheit erhalten bleiben
Erwartungsgemäß hochumstritten war die Frage der neuen Gentechniken. Hier hat sich die ZKL darauf verständigt, dass man neue Verfahren wie die Genschere CRISPR/Cas nicht per se ablehnt, aber dass das Vorsorgeprinzip und die Wahlfreiheit der Verbraucher gesichert sein müssen. Löwenstein erklärt, warum er mit dem Kompromiss zufrieden ist: „Der Bericht geht nicht kommentarlos darüber hinweg, dass es unterschiedliche Einschätzungen über die Chancen und Risiken neuer Gentechnik-Verfahren gibt. Er räumt aber mit der ständig verbreiteten Vorstellung auf, dass diese Verfahren das Zaubermittel zur Lösung der großen agronomischen Probleme seien.“

Kanzlerin initiierte die Zukunftskommission

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte das Thema Landwirtschaft an sich gezogen, nachdem deutschlandweit Landwirte etliche Male gegen aus ihrer Sicht überzogene Umweltauflagen und für mehr Wertschätzung demonstriert haben. Auf einem Bauerngipfel im Kanzleramt wurde die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) geboren, sie sollte Vorschläge liefern, wie Umwelt- und Tierschutz mit den wirtschaftlichen Interessen der Bauern zusammengebracht werden können. Die Bundesregierung hatte die Kommission dabei mit klarem Arbeitsauftrag berufen: „Ziel der Bundesregierung ist eine nachhaltige, flächengebundene und dabei innovative Landwirtschaft – sowohl ökologisch als auch konventionell,“ heißt es im Kabinettbeschluss vom 8. September 2020 zur Einsetzung der Kommission.

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