Getreideart mit hohem Proteingehalt: Rispenhirse ist reich am für die Geflügelfütterung wertvollen Methionin. (Foto: Brigitte Stein)

Rispenhirse als Methionin-Quelle

Die Getreideart hat Potenzial als eiweißreiche Futterkomponente für Bio-Hühner. Die Saatgutvermehrung beginnt.

Rispenhirse (Panicum miliaceum) kann eine wertvolle heimische Proteinquelle für die Fütterung von Hühnern und Schweinen sein. Die sehr hohen Methioningehalte übertreffen andere Futtergetreide deutlich. In einem BÖLN-finanzierten Forschungsprojekt wurden verschiedene Sorten und Linien der Rispenhirse angebaut und verglichen. Das Versuchssaatgut stammte aus unterschiedlichen Ländern und wurde an Standorten mit leichten Böden in Brandenburg, Berlin und Bayern geprüft.

Im Schnitt aller drei Anbaujahre und Standorte erreichten die untersuchten Herkünfte (Genotypen) Methioningehalte von 3,46 Gramm pro Kilogramm Frischmasse (g/kg FM). Die ermittelten Methioninwerte liegen damit deutlich höher als etwa bei Futtergetreide (1,7 g/kg FM) oder Proteinpflanzen wie Ackerbohne (1,7 g/kg FM) oder Erbse (1,9 g/kg FM). Auch die Gehalte an Rohprotein und weiteren essenziellen Aminosäuren erreichten ein gutes Niveau: So wurden pro Kilogramm Frischmasse durchschnittlich etwa 115 Gramm Rohprotein, knapp zwei Gramm Cystein und Lysin sowie etwa 3,7 Gramm Threonin gemessen. Das Schälen kann für die Geflügelfütterung entfallen.

Erträge bis 41 Dezitonnen pro Hektar
Bei den Erträgen gab es je nach Verunkrautung große Unterschiede. So wurden im Untersuchungszeitraum Erntemengen zwischen 8 und 41 Dezitonnen pro Hektar gemessen. Zwischen spätreifen und mittelfrühen Herkünften gab es keine signifikanten Unterschiede. Nur die sehr frühreifen Sorten fielen im Ertrag deutlich ab.

Bereits während der Versuche mit Rispenhirse zeigten ökologische Geflügel- und Schweinemastbetriebe großes Interesse. Das bioland-Fachmagazin berichtete mehrfach über die Anbauversuche der Rispenhirse und deren Verwendung in der Fütterung (September 2019, Dezember 2020 und Oktober 2021). Nun wird die Saatgutvermehrung für erste Sorten und Linien, die in den Versuchen gut abgeschnitten haben, in diesem Jahr beginnen. Dies waren Nr. 2194, Bernburger und Panmil. Denn das Angebot an Saatgut geeigneter Sorten ist bislang klein, die bisher verfügbaren Sorten für Speisehirse weisen eher unterdurchschnittliche Methioningehalte auf.

Forschungsbedarf in Ackerbau und Fütterung
Ergänzende Anbauversuche zeigten, dass eine zusätzliche Schwefeldüngung zwar keine Wirkung auf den Ertrag hat, aber tendenziell höhere Methioningehalte ermöglicht. Insbesondere auf Standorten mit Schwefelmangel könnte eine Aufdüngung sinnvoll sein. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf.

Weitere Versuche sind ebenfalls in der Fütterung von Legehennen notwendig, um eine eindeutige Aussage zu treffen: Aufgrund ihrer guten Erträge und einer günstigen Zusammensetzung der Inhaltsstoffe erwiesen sich hier die Herkünfte Braunhirse, Lisa, Nr. 2194, Saratovskoe, Bernburger und Panmil als besonders vielversprechend. Das bestätigte ein erster Fütterungsversuch mit 60 Legehennen, in dem Rationen mit Rispenhirse besser abschnitten als eine Kontrolle ohne Hirse.

Zum Forschungsprojekt

Im Projekt haben die Öko-BeratungsGesellschaft Hohenkammer und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) zusammengearbeitet. Das Forschungsprojekt „Evaluierung von geeigneten Rispenhirsen-Panicum miliaceum Linien und Sorten zur Körnernutzung bei Geflügel“ hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) finanziert. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreute die Arbeiten als Projektträger.

Der Abschlussbericht steht im Internet zur Verfügung.

Weitere Nachrichten zu: