Sinnvoll für den Ökolandbau: geschlossene Nähstoffkreisläufe über kommunale Kläranlagen (Foto: Imago)

Recycelter Phosphor zugelassen

Lange haben Bioland und Partner an einer Zulassung von Struvit aus Kläranalgen gearbeitet. Jetzt listet die EU-Ökoverordnung das Düngemittel.

Phosphor aus kommunalen Abwässern darf nun auf Bio-Äcker ausgebracht werden. Das hochreine Magnesium-Phosphor-Salz Struvit ist ein P-Recycling-Produkt, das nach jahrelanger Forschung und Entwicklung in der EU-Ökoverordnung zugelassen worden ist. Struvit ist ein nicht wasserlöslicher, aber gut pflanzenverfügbarer Dünger, der somit das umstrittene Rohphosphat ersetzen kann.

Durch die Weiterentwicklung der Abwasser- und Klärschlammbehandlung wurde es möglich, sauberes Phosphor aus diesem Prozess zurückzugewinnen. Auf großes Interesse im Ökolandbau stieß vor allem die Rückgewinnung von Struvit. Dieses Nährstoffrezyklat ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das dazu beitragen kann, den Phosphorbedarf von Pflanzen zu decken.

Mehr als acht Jahre lang haben sich die Bioland-Abteilungen Forschung & Entwicklung und Facharbeit sowie Partner und Bioland-Landwirt:innen mit dem Potenzial von P-Recycling aus kommunalen Abwässern beschäftigt und sich für die Zulassung von Struvit eingesetzt. Denn eines der sieben Bioland-Prinzipien ist die Kreislaufwirtschaft mit dem Fokus auf geschlossene Nährstoffkreisläufe. Nicht hinreichend geschlossen ist der Phosphor-Kreislauf. Mit dem Export von Ernteprodukten entsteht ein Phosphatdefizit im landwirtschaftlichen Betrieb. Um es auszugleichen, muss Phosphat aus einer anderen Quelle zugeführt werden. Im Ökolandbau war bislang nur mineralisches Rohphosphat zugelassen, das oft mit Cadmium oder Uran verunreinigt ist. Mit Struvit schließt sich ein sinnvoller Nährstoffkreislauf. Über die Aufnahme von Struvit als Phosphorquelle in die Bioland-Richtline wird im Herbst auf der Bioland-Delegiertenversammlung entschieden.

Struvit bietet viele Vorteile für den ökologischen Landbau. Neben seinem Einsatz als pflanzenverfügbares, wirksames Langzeitdüngemittel, weist Struvit als Kristallisationsprodukt eine hohe Reinheit auf. Zudem besitzt Struvit einen Phosphat-Gehalt von bis zu 28 Prozent. Des Weiteren ist es ein kaum wasserlöslicher Langzeitdünger, der sehr wenig Schwermetalle und organische Schadstoffe enthält und somit eindeutig dem Rohphosphat vorzuziehen ist. Durch die Rückgewinnung von Struvit kann der Einsatz von Rohphosphat nachhaltig ersetzt und der regionale Phosphorkreislauf geschlossen werden. Dies bietet großes Potenzial. Damit dem Biolandbau Struvit zukünftig als nutzbare P-Quelle zur Verfügung steht und sich die Rückgewinnung in regionalen Kreisläufen etabliert, ist Überzeugungsarbeit nötig.

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