Pflanzenschutzmittel verbreiten sich über die Luft und sind in quasi allen Regionen Deutschlands nachweisbar. (Foto: landpixel.de)

Pestizide in der Luft

In ganz Deutschland verbreiten sich Pestizide kilometerweit über die Luft, wie eine neue Studie zeigt. Für den Ökolandbau entsteht daraus das Risiko verunreinigter Ernten.

„Das Engagement, diese Untersuchung durchzuführen, hätten wir eigentlich von der Regierung erwartet“, erklärte Boris Frank, der Vorsitzende des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft, bei der Vorstellung der Studie „Pestizidbelastung der Luft“ am 29. September in Berlin. Bundesumweltministerin Svenja Schulze nannte die Ergebnisse besorgniserregend. Ein wichtiger Hebel sei die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, so die Ministerin. Das bekräftigte Karl Bär vom Umweltinstitut München: „Ab heute darf das Thema Ferntransport von Pestiziden bei der Zulassung nicht mehr vernachlässigt werden". Auch die Kombination verschiedener Wirkstoffe müsse bei der Zulassung berücksichtigt werden. Denn die Studie zeige nicht nur, dass sich Pestizidwirkstoffe mit der Luft weit verbreiten und quasi überall vorhanden sind; in den Proben waren meist auch viele verschiedene Wirkstoffe gleichzeitig nachweisbar.

Das Forschungsbüro „TIEM Integrierte Umweltüberwachung“ hat im Auftrag des Bündnisses für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und des Umweltinstituts München während des Jahres 2019 Proben aus 116 Standorten im gesamten Bundesgebiet untersucht. Einbezogen wurden die Ergebnisse eines Rindenmonitorings von 47 Standorten aus den Jahren 2014 bis 2018. Gemessen wurde in allen Regionstypen, in landwirtschaftlichen Intensivgebieten wie in Naturschutzgebieten, stadtnah und im ländlichen Raum.

In den insgesamt 163 Proben haben die Wissenschaftler 152 Pestizidwirkstoffe gefunden, davon waren 138 Stoffe auf landwirtschaftliche Quellen zurückzuführen. Auffällig ist vor allem Glyphosat: Es findet sich in allen Regionen Deutschlands, auch weit entfernt von möglichen Ursprungsäckern. An rund drei Viertel aller untersuchten Standorte wurden mindestens fünf und bis zu 34 Pestizidwirkstoffe sowie deren Abbauprodukte gefunden.

Seit Jahren ist bekannt, dass es immer wieder zu Verunreinigungen von Bio-Erzeugnissen durch fernverwehte Pestizide kommt. "Bislang trägt die Biobranche die Kosten für die aufwendigen Kontrollen ihrer Produkte und für Ware, die nicht mehr als Bio verkauft werden kann, weitgehend selbst. Agrarministerin Julia Klöckner muss die Beeinträchtigung des Bio-Landbaus durch chemisch-synthetische Ackergifte stoppen", forderte Boris Frank auf der Pressekonferenz in Berlin.

Ausführliche Informationen zur Studie
 

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