Bestäubende Insekten reagieren sehr empfindlich auf nächtliche Beleuchtung. (Foto: UZH/Agroscope)

Nächtliches Licht verwirrt Bestäuber

Wo Straßenlaternen leuchten, ändern Insekten ihre Bestäubungsarbeit. Um Erträge und die Artenvielfalt zu schützen, suchen Forscher Lösungen. Nach Ostern gibt es eine Aktionswoche für dunkle Nächte.

Etwa die Hälfte aller Insektenarten ist nachtaktiv. Sie sind auf Dunkelheit und natürliches Licht von Mond und Sternen angewiesen, um sich zu orientieren und fortzubewegen, oder um Räubern auszuweichen. Auch für die Nahrungssuche und Fortpflanzung brauchen Insekten Dunkelheit. Darauf weisen jetzt zwei Forschergruppen hin, die Lösungen suchen, um das menschliche Bedürfnis nach Beleuchtung mit den Bedürfnissen der Insekten zu vereinbaren.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich konnten nachweisen, dass künstliches Licht bei Nacht sogar jene Insekten beeinflusst, die tagsüber bestäuben. „Wichtige ökologische Prozesse wie die Bestäubung von Pflanzen durch nachtaktive Insekten werden durch künstliches Licht beeinträchtigt – was Folgen für den Ertrag landwirtschaftlicher Kulturen und die Fortpflanzung von Wildpflanzen haben kann“, so ihr Resümee.

Aktionen in der Neumondwoche im April
Auf die globale Aktionswoche „Dark Sky Week“ vom 5. bis 12. April weisen Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hin. Auch sie untersuchen die Wirkungen von künstlichem Licht auf Insekten. Die IGB-Forscherinnen Dr. Sibylle Schroer und Johanna Reinhard koordinieren das Projekt „Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung" (AuBe). Sie erproben gemeinsam mit Bürger:innen in Partnerkommunen neue Konzepte, um künstliches Licht bei Nacht auf die Bedürfnisse von Mensch und Tier abzustimmen. Die Modellgebiete sind das nördliche und westliche Brandenburg, das südliche Mecklenburg und das hessische Fulda. Dort sei es nachts noch so dunkel, dass man die nächtliche Dunkelheit gut erleben und erforschen kann.

Die Lichtverschmutzung könnte ein wichtiger Grund für den weltweiten Rückgang der Insekten sein, konstatiert Dr. Gregor Kalinkat, der als Ökologe für die entomologische Begleitforschung in AuBe zuständig ist. In Monitoringfallen bestimmen die Wissenschaftler:innen nachtaktive Insekten. Über 3.300 Falterarten und damit mehr als 95 Prozent der heimischen Schmetterlingsarten zählen zu ihnen. „Sie sind wichtige Bestäuber und spielen eine bedeutende Rolle im Nahrungsnetz“, erläutert Johanna Reinhard.

Die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz haben sechs Naturwiesen mit unterschiedlichen Straßenlaternen beleuchtet und dabei Zweiflügler, Hautflügler und Käfer beobachtet. „Die ökologischen Folgen der Lichtverschmutzung sollten stärker erforscht und Maßnahmen entwickelt werden, um negative Auswirkungen auf die Umwelt zu verhindern“, sagt Eva Knop vom Universitären Forschungsschwerpunkt Globaler Wandel und Biodiversität der Universität Zürich und von Agroscope.

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