Bio-Möhren haben sich im Handel nicht so stark verteuert wie konventionelle. (Foto: Imago)

Mehr Bio gegen die Inflation

Die Verbraucherpreise für Bio-Produkte sind weniger stark gestiegen als für konventionelle Produkte. Der BÖLW stellt eine Studie vor.

Alle Lebensmittelunternehmen und Verbraucher:innen spüren die Folgen des Kriegs gegen die Ukraine. Dabei zeigt sich, dass die Bio-Branche besser gegen diese Krise gewappnet ist durch kurze, regional ausgerichtete Wertschöpfungsketten. Die ressourcenschonende Landwirtschaft benötigt weder teure, synthetisch erzeugte Stickstoffdünger noch Pestizide. Der Fachhandel glänzt durch besondere Stabilität.

Dass die krisenfeste Basis des Ökolandbaus auch die Verbraucherpreise stabilisiert hat, belegt nun eine Studie, die der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) in Auftrag gegeben hat. Sie vergleicht die Verkaufspreise für Möhren, Butter, Eier, Äpfel, und Haferdrink in den Monaten September bis November 2021 mit denselben Monaten 2022.

Bio-Möhren im Naturkosthandel nahezu stabil
Die Preise für konventionelle Möhren stiegen im Discounter um 60 Prozent, im Supermarkt um 20 Prozent. Durchweg geringer fielen die Zuschläge auf Bio-Möhren aus: im Discounter um 45 Prozent und im Supermarkt um 12 Prozent. Der Bio-Fachhandel erhöhte den Möhrenpreis sogar nur um 2 Prozent.

„Gleichzeitig haben Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern der Umwelt keine Schäden zugefügt“, betonte Tina Andres, Vorstandvorsitzende des BÖLW. Die ZUkunftkommission Landwirtschaft des BMEL hat die Schäden, die die konventionelle Landwirtschaft der Gesellschaft aufbürdet, auf 90 Mrd. Euro beziffert. „nur mit wahren Preisen, bei denen die Umweltkosten Teil der Produktionskosten sind, kann ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen gelingen“, erinnerte BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig. Um unfaire Wettbewerbsbedingungen für die Biolandwirtschaft auszugleichen, forderte Röhrig, die Mehrwertsteuer auf Bio-Produkte abzubauen.

Fachhandel schont Verbraucher bei Milch und Butter
Kathrin Jäckel vom Bundesverband Naturkost Naturwaren ergänzte: „Die Preisunterschiede zwischen konventionellen und Bio-Lebensmitteln haben sich 2022 deutlich verringert.“ Auch Innerhalb des Bio-Segments haben sich die Preise für Bio in Discount, LEH und Fachhandel angenähert. In bestimmten Bereichen, wie bei Milch und Butter, sind konventionelle Produkte zeitweise teurer als Bio-Lebensmittel, stellt sie fest.

Bei Frischmilch verzeichnet der Fachhandel laut der Studie des BÖLW die niedrigste Preiserhöhung: Konventionell erzeugte Frischmilch war im Herbst 2022 im Discounter um 36 Prozent teurer als im Vorjahreszeitraum und die Discounter erhöhten ihre Preise für Bio-Frischmilch etwa gleich stark. Hingegen konnte der Fachhandel den Preisanstieg für Bio-Milch im gleichen Zeitraum auf weniger als die Hälfte beschränken und musste die Preise nur um 18 Prozent anheben. Supermärkte schlugen auf konventionelle und auf Bio-Milch ungefähr denselben Anteil auf: auf konventionelle Milch 24 Prozent, auf Bio-Milch 29 Prozent.
Für konventionell erzeugte Butter mussten Kundinnen und Kunden im Erhebungszeitraum im Discounter 58 Prozent mehr zahlen und im Supermarkt 59 Prozent. Für Bio-Butter berechneten Discounter 35 Prozent mehr und Supermärkte 29 Prozent. Der Fachhandel kalkulierte bei Bio-Butter nur 19 Prozent mehr.


Naturkosthandel hält Preise für Eier und Äpfel stabil
Bei Eiern zogen die Preise für konventionelle Ware ebenfalls stärker an als für Bio-Eier: Zwischen Herbst 2021 und 2022 nahmen Discounter für konventionelle Eier eine Preisanhebung von 18 Prozent vor, Supermärkte 10 Prozent. Für Bio-Eier gestalteten beide Anbieter den Preisanstieg moderater: Discounter 12 Prozent, der Fachhandel 5 Prozent und Supermärkte 4 Prozent.

Bei Äpfeln erweist sich die Preispolitik des Bio-Fachhandels als besonders verbraucherfreundlich: Für Bio-Äpfel zahlten Kundinnen und Kunden im Bio-Fachhandel im Herbst 2022 rund 16 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Den Preis für konventionell erzeugte Äpfel ging im Discounter lediglich um 7 Prozent und in den Supermärkten um 10 Prozent zurück. Für Äpfel in Bio-Qualität hielten Discounter (1 Prozent Preissteigerung) und LEH (keine Preisveränderung) den Preis stabil.

Discounter schlugen Bio-Haferdrinks kräftig auf
Interessant ist die differenziertere Betrachtung des Trendgetränks Haferdrink. Im Herbstvergleich 2021/2022 erhöhten die Discounter ihre Preise für konventionelle Haferdrinks moderat um 8 Prozent während Supermärkte eine minimale Preissenkung von 1 Prozent vornahmen. Für Bio-Haferdrink veranschlagten Supermärkte 5 Prozent mehr, Discounter 17 Prozent und der Fachhandel 14 Prozent. Bei Betrachtung der Jahresentwicklung zwischen November 2021 und November 2022, fällt der Preisanstieg für Bio-Haferdrinks bei Discountern mit 20 Prozent zehn Mal höher aus als im Biofachhandel (2 Prozent). Mit einer Preisanhebung von 6 Prozent für Bio-Haferdrinks liegen Supermärkte ein weiteres Mal im Mittelfeld.

 

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