Große Iglus für Kälbergruppen sind schneller aufgestellt als ein neuer Stall gebaut. (Foto: Landpixel)

Kälber brauchen Platz und Milch

Kälber müssen künftig länger im Milchviehbetrieb bleiben. Landwirt:innen müssen sich darauf einstellen, planen und investieren.

Ab dem Jahreswechsel 2022/2023 müssen Kälber mindestens 28 Tage im Herkunftsbetrieb bleiben. Das schreibt die Tiertransportverordnung vor. Milchviehhalter:innen müssen also gut planen, wo sie diese Tiere angemessen unterbringen, bevor sie den Betrieb verlassen. André Peter vom LLH riet beim Milchviehpraktikertag in Darmstadt Bio-Tierhalter:innen zu größeren Iglus oder aufgeständerten Hütten. Beide Lösungen brauchen einen festen Untergrund, sagte der Berater bei dem Workshop auf dem Hofgut Oberfeld. Hütten bieten mit einem Dach mehr Komfort für die Betreuung der Tiere. Zudem sollten Miclhviehhalter:innen sich für den notwendigen Auslauf nach den Vorschriften ihres Verbands richten.

Besser weniger Kälber
Er empfahl Milchviehhalter:innen ihr Management umzustellen, damit sie möglichst wenig Kälber im Jahr versorgen müssen und die Kälber auch einen guten Preis erzielen. Das beginne mit der Überlegung, ob eine längere Zwischenkalbezeit zum Betrieb und zur Herde passen. Zwischenkalbezeiten von mehr als 400 Tagen könne man zur Regel machen. Allerdings neigten die Kühe dann zum Verfetten, dem müssen Tierhalter:innen entgegenwirken. Außerdem sollten die Betriebsleiter:innen sich stärker auf ihre individuellen Zuchtziele fokussieren und nur jene Kühe mit Milchviehrassen und gesextem Sperma besamen lassen, mit denen sie wirklich züchten wollen. Für alle anderen Kühe komme eine Besamung mit Fleischrassen infrage, solange dann keine Schwergeburten zu erwarten sind. Kreuzungskälber mit blau-weißen Belgiern, Inra95, Limousin, Angus, Charolais oder Fleckvieh legen in den ersten vier Wochen viel Gewicht zu. Das sei gut für den Verkaufspreis. „Viehhändler beurteilen vor allem die Fellfarbe“, weiß Peter aus eigener Erfahrung.

Gut ausgefütterte Kälber sind stabiler
Mit dem Ziel, diese Kälber gut zu verkaufen, wird es wichtiger, die Jungtiere optimal auszufüttern. Der LLH-Berater empfahl für die ersten zwei Lebenswochen eine Ad-Libitum-Tränke für Biestmilch. Auch anschließend sollen die Kälber große Mengen Milch bekommen, dazu Heu und Kälber-TMR. Tageszunahmen um mindestens 800 g seien das Ziel. „Jeder Betrieb sollte sich eine Kälberwaage anschaffen, damit man das Gewicht kontrollieren kann“, sagte der Berater. Mangelhafte Zunahmen seien ein Zeichen für Lungenerkrankungen oder eine subklinische Azidose. Kälber, die in den ersten vier Wochen kontinuierlich wachsen, sind auch als Absetzer stabiler, ist seine Erfahrung. Darüber freue sich der abnehmende Betrieb, der dann gerne wieder Kälber kaufe. „Vier Wochen alte Kälber verkraften den Transport und die Umstellung sehr viel besser“, bestätigte Peter die Intention der geänderten Verordnung.

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