Die Kühe der Universität Kiel zeigen, wie wertvoll Weidegang ist: Hohe Milchleistungen, günstiges Fettsäuremuster in der Milch, positive Koppeleffekte für die Umwelt und den Klimaschutz. (Foto: Ralf Loges)

Hohe Qualität durch Weidefutter

Milch und Fleisch sind gesundheitlich wertvoller, wenn Milchkühe und Mastrinder Weidegang haben.

Artenreiche Weideflächen sind die beste Futtergrundlage für ernährungsphysiologisch hochwertige Produkte von Kühen und Rindern. Selbst Kleegrasbestände wirken im Vergleich mit Silagefütterung positiv. Das haben Untersuchungen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) auf ihrem Bioland-zertifizierten Versuchsgut Lindhof gezeigt.

Bereits das Weiden auf den einfachen Kleegrasmischungen erhöht den Anteil der Omega-3-Fettsäuren, deren positive Eigenschaften Ernährungswissenschaftler betonen. Gegenüber der Milch aus Silagefütterung enthält diese Weidemilch um 70 Prozent mehr der wertvollen Fettsäuren. Prof. Friedhelm Taube, Koautor der Studie betont: „Selbst diese positiven Ergebnisse wurden durch die artenreichen Bestände noch weiter verbessert. Diese Milch hat noch einmal um 15 Prozent höhere Omega-3 Fettsäurekonzentrationen erzielt.“ Gleichzeitig habe sich das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren auf den artenreichen Beständen im Vergleich zur Silagefütterung mehr als halbiert. Ein engeres Verhältnis zwischen diesen Fettsäuregruppen ist wichtig, damit der menschliche Organismus die Omega-3 Fettsäuren überhaupt verarbeiten kann.

Auch die Fleischqualität in der Rindermast profitiert vom Weidegang deutlich, beschreibt Margit Velik von der österreichischen Forschungsanstalt in Raumberg-Gumpenstein in der April-Ausgabe des bioland-Fachmagazins. Auch im Fleisch von Weidetieren sind mehr Omega-3-Fettsäuren zu finden als in reiner Stallmast. Diese positiven Eigenschaften bleiben auch erhalten, wenn sich eine kurze Stallmastphase anschließt, um die Bewertung im Schlachthof zu verbessern.  

Artenvielfalt verbessert Futteraufnahme
Auf dem Versuchsgut Lindhof hat Versuchskoordinator Dr. Ralf Loges beobachtet, dass eine höhere Artenvielfalt auf der Weide dafür sorgt, dass die Tiere mehr Futter aufnehmen. Daher führt eine um Kleearten und verschiedene Kräuter angereicherte Weide in Verbindung mit sehr hoher Verdaulichkeit des verzehrten Futters zu erhöhten Milchleistungen.

Hinter den hohen Leistungen der Lindhof-Herde mit ihren 100 Jerseykühen auf der Weide steckt ein ausgeklügeltes Weidemanagementsystem: Jede Woche wird der Ertrag der 22 Weideteilflächen über sogenannte Platemeter-Messungen erfasst, mit Modellprognosen fortgeschrieben und dem Gras- und Herdenmanager des Betriebes auf dem Handy zugänglich gemacht. Er sieht dann auf seinem Handy, welche Teilfläche „weidereif“ ist und er sieht auch, wann die mit Sensoren ausgestatten Kühe fressen, wiederkäuen oder ruhen. In diesem Jahr konnte so die Weideperiode stundenweise am 8. Februar starten – seitdem sind die Tiere täglich zwei bis drei Stunden auf der Weide, nehmen bestes Gras auf und sparen dem Betrieb 500 Kilogramm Silagefutter täglich.

 

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