Aus Gründen des Klimaschutzes werden viele Moore wiedervernässt. (Foto: Landpixel)

Heizen mit Heu aus dem Moor

Das Forschungsprojekt BonaMoor findet heraus, dass in Malchin die Wärmegestehungskosten mit Nasswiesenheu günstiger sind als die mit Erdgas

Süß- und Sauergräser, die auf wiedervernässten Niedermooren wachsen, eignen sich als Brennstoff für die Versorgung von Wärmenetzen. Die Emissionsgrenzwerte nach TA Luft lassen sich einhalten und der Beitrag zum Klimaschutz fällt überdurchschnittlich hoch aus. So lauten die Ergebnisse des Projektes BonaMoor. Es hat sich vor allem mit dem Anbau und der Ernte der Biomasse auf Mooren, verbrennungstechnischen Fragen sowie sich mit ökonomischen und ökologischen Aspekten beschäftigt. Die Forscher:innen haben dafür mit den Betreiber:innen des Niedermoorbiomasse-Heizwerks Malchin in Mecklenburg-Vorpommern zusammengearbeitet. Die Anlage speist Wärme in das Wärmenetz der 7.000-Einwohner-Kleinstadt ein. Der 800 kW-Biomassekessel versorgt 490 Haushalte, zwei Schulen und mehrere Bürogebäude.

Das BonaMoor-Forscherteam hat am Beispiel der Malchiner Anlage die gesamte Kette von der Biomasseproduktion bis zur Verbrennung untersucht. Unter anderem fanden die Forscher:innen heraus, dass möglichst späte Erntezeitpunkte wichtig für gute Brennstoffeigenschaften sind. Der mittlere Wasserstand beeinflusst die Erträge. Er ergibt sich durch die Wiedervernässung des Moorstandortes und der Zusammensetzung der Vegetation. Für die Wirtschaftlichkeit der Heizung ist eine hohe Auslastung entscheidend: Ab jährlich 4.000 Volllaststunden und bei einem Erdgas-Brennstoffpreis von etwa 65 Euro pro MWhHU liegen die Wärmegestehungskosten mit Nasswiesenheu in Malchin günstiger als mit Erdgas. Aktuell beträgt der Erdgaspreis etwa 100 Euro/MWhHU.

Den Aufwuchs erntet Landwirt Hans Voigt auf rund 300 Hektar nassen Grünlandflächen am Rande des nahegelegenen Kummerower Sees. Er hat Lieferverträge mit der Agrotherm abgeschlossen und kann so auf den seit 2008 wiedervernässten Flächen ein Einkommen erwirtschaften. Dabei muss er als Moorbauer besondere Fähigkeiten an den Tag legen: „Einfach ist es nicht, aber machbar. Die Herausforderung besteht darin, immer das Wetter und die Bodenverhältnisse zu beobachten, richtig einzuschätzen und sofort loszulegen, wenn die Ernte möglich ist“, erklärt Voigt. Bodenschonung ist das A und O und in nassen Jahren sind nicht alle Flächen voll befahrbar. Für solche Fälle kann der Biomassekessel in Malchin auch Stroh oder Holzhackschnitzel verbrennen.

Beteiligt an dem Projekt waren die Universität Greifswald und die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Projektleiter Dr. Wendelin Wichtmann von der Universität Greifswald zieht als Fazit: „Der Malchiner Ansatz ist durchaus auf andere Standorte übertragbar. Zu den Voraussetzungen gehört neben ausreichend verfügbarer Biomasse von wiedervernässten Niedermoorflächen das Vorhandensein eines Nahwärmenetzes, um eine hohe Wärmeabnahme zu gewährleisten. Kommunen können mit der Verwertung von Nasswiesen-Heu einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie fossile Rohstoffe ersetzen und gleichzeitig die wirtschaftliche Voraussetzung für die dauerhafte Vernässung von Niedermooren schaffen.“

 

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