Ökologisch gezüchtete Weizensorten mit Eigenschaften, auf die es für Bio-Bauern und –Bäuerinnen ankommt, hat Dr. Hartmut Spieß vom Dottenfelderhof entwickelt. Nun erhielt er das Bundesverdienstkreuz. (Foto: Charlotte Fischer)

Bundesverdienstkreuz für Öko-Pflanzenzüchter

Dr. Hartmut Spieß vom Dottenfelderhof, Bad Vilbel, erhielt hohe Auszeichnung

Dr. Hartmut Spieß ist ein Pionier der Forschung im ökologischen Landbau. Damit hat er Grundlagen für Gegenwart und Zukunft einer nachhaltigen Landwirtschaft geschaffen. Dafür zeichnete ihn die hessische Umweltministerin Priska Hinz bei einer Feierstunde Ende Oktober mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Spieß leitet seit 1977 die Forschung & Züchtung Dottenfelderhof (FZD) im hessischen Bad Vilbel, die zu den führenden ökologischen Getreide- und Gemüsezuchtinitiativen im deutschsprachigen Raum zählt. Früh hat Spieß die Notwendigkeit und Bedeutung einer professionellen und eigenständigen ökologischen Saatgutzüchtung erkannt.

Breites Sortiment
Heute gehörte die FZD zu den führenden ökologischen Getreide- und Gemüsezüchtungsinitiativen. Aus der Züchtungsarbeit der FZD sind unter anderem die vom Bundessortenamt zugelassenen Winterweizen-Sorten Butaro, Aristaro, Graziaro und Thomaro, die Sommerweizen Heliaro und Saludo, der Winterroggen Firmament sowie die Mais-Population Almito hervorgegangen. Im Bereich der Gemüsezüchtung wurden neue Rosenkohl-, Tomaten- und Zuckermaissorten gezüchtet.

Ein besonders interessanter Ansatz ist die Züchtung heterogener Getreide-Populationen, die aus einer breiten Vielfalt unterschiedlicher Pflanzentypen bestehen und deshalb Witterungsextreme besser abpuffern können und stabilere Erträge und Qualitäten als herkömmliche Sorten liefern wie die Winterweizen-Populationen Brandex und Liocharls.

Hartmut Spieß verbindet auf einzigartige Art und Weise wissenschaftliche Grundlagenforschung mit der landwirtschaftlichen Praxis. Der überwiegende Teil seiner Forschungsarbeiten wurden unter Praxisbedingungen auf landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt.

"Erfinder" der ökologischen Saatgutbehandlung
Einen Schwerpunkt der Forschungstätigkeit des Pioniers bildet die Pflanzen- und Saatgutgesundheit. Ein wichtiges Problem im ökologischen Landbau ist das Auftreten saatgutbürtiger Getreide-Krankheiten wie Steinbrand, Zwergsteinbrand oder Flugbrand. In der konventionellen Landwirtschaft kann das Saatgut gegen diese Krankheiten mit chemischen Beizmitteln behandelt werden. Diese sind im Öko-Landbau jedoch nicht zugelassen. Zu den Beiträgen von Spieß zur Saatgutgesundheitsforschung gehört die Entwicklung des Pflanzenstärkungsmittels Tillecur im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Dr. Schaette AG. Tillecur wird auf Senfmehlbasis gewonnen und wirkt vorbeugend gegen Steinbrand. Zudem hat Spieß ein Programm zur systematischen Evaluierung von Getreide-Sorten auf ihre Anfälligkeit gegen Steinbrand und Flugbrand aufgebaut. In Zusammenarbeit mit dem Julius Kühn-Institut in Darmstadt und dem FiBL Deutschland hat Spieß einen umfassenden Maßnahmenkatalog mit Strategien zur Steinbrandbekämpfung erarbeitet.

2018 wurde dem Dottenfelderhof aufgrund seines großen Engagements für die „on farm Forschung“ und wertvoller Ergebnisse in der ökologischen Züchtungs- und Pflanzenbauforschung Preisträger des Bundeswettbewerbs Ökologischer Landbau.

 

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