Böden könnten theoretisch ein Drittel des ausgestoßenen Kohlenstoffs binden, dazu muss sich die Bewirtschaftung allerdings ändern. (Foto: Frank Lürweg/Uni Bonn)

Böden könnten Klima retten

Forscher unterstreichen das Potenzial von Böden, atmosphärischen Kohlenstoff klimawirksam zu binden.

Der Boden kann langfristig große Mengen Kohlenstoff binden. Das unterstreicht ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Bonn. In einer Veröffentlichung in der Zeitschrift Nature Communications plädieren die Forscher dafür, dieses Potenzial effektiv zu nutzen. So ließe sich die Zunahme des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre um ein Drittel senken, schätzen die Experten. Gleichzeitig ließen sich die landwirtschaftlichen Erträge in vielen Regionen deutlich steigern.

Bodenbedecken und Durchwurzelung wichtig
Zu den einfachen Maßnahmen, die Kohlenstoffmenge im Boden zu erhöhen, gehören zum Beispiel das Bedecken des Bodens mit Ernteresten (Mulchen) oder die Zugabe von Pflanzenkohle. Die wichtigste Methode ist aber, den Pflanzenbewuchs und damit die Ernteerträge zu steigern: durch Kalkung saurer Böden, durch eine bedarfsgerechte Düngung, durch geschickte Bewässerung. Es gelte, die Durchwurzelung des Bodens deutlich zu intensivieren.

Rückbindung von CO2-Ausstoß um ein Drittel möglich
Die Experten sind davon überzeugt, dass sich mit dieser Strategie der Klimawandel deutlich verlangsamen ließe. So ließe sich die Zunahme des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre um ein Drittel senken. Der Pariser-Klimagipfel 2015 war die Geburtsstunde der sogenannten „4 pro 1.000“-Initiative. Ihr Name steht für einen Zusammenhang, der in Klimaforschung und Politik lange nicht genug Beachtung gefunden hat: Jahr für Jahr erhöht sich die Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre durch das von Menschen produzierte Klimagas CO2 um mehr als vier Milliarden Tonnen. Würde man diese Menge in den Böden dieser Erde binden, könne man den Treibhauseffekt komplett aufhalten, so die Erkenntnis aus der Wissenschaft. Der Kohlenstoffgehalt im Boden würde dann jährlich um lediglich 0,4 Prozent wachsen (also 4 von 1.000). Allerdings sei diese Menge etwas optimistisch, ein Drittel davon sei aber erreichbar, meint Prof. Dr. Wulf Amelung, der an der Universität Bonn die Abteilung Bodenwissenschaften leitet. Das Vorhaben kompliziert machen allerdings die unterschiedliche Qualität und Eigenschaften der Böden an verschiedenen Standorten und auch die verfügbaren Bewirtschaftungstechnologien. Viele Maßnahmen zur Kohlenstoffspeicherung wirken besonders dann gut, wenn Böden durch langjährige Übernutzung teilweise degradiert sind und viel Kohlenstoff verloren haben.

Voraussetzung sind Datenbanken
Das Wissen um den Zustand der Böden jedoch ist sehr lückenhaft, bemängeln die Wissenschaftler. Sie empfehlen daher den Aufbau von Datenbanken, die den Zustand der Flächen rund um den Globus kleinteilig erfassen, sowie eine ebenso kleinteilige Modellierung möglicher Erntegewinne und des dazu nötigen Düngemitteleinsatzes. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass es nicht lediglich zu einer Umverteilung des Kohlenstoffeintrags komme.

Die Studie "Towards a global-scale soil climate mitigation strategy" finden Sie hier.

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