Bio-Winzer erfuhren bei der Bioland-Weinbautagung in Südtirol von ihrem Kollegen Urban Plattner, mit welchen Maßnahmen er sich gegen den Klimawandel wappnet. (Foto: Brigitte Stein)

Bio-Weinbau im Klimawandel

In Südtirol fordern überdurchschnittlich steigende Temperaturen Erzeuger:innen heraus. Bio-Winzer:innen wappnen sich, zeigte die Bioland-Weinbautagung.

Wenn Winterurlauber in den Alpen Schnee vermissen, fehlt den Winzer:innen und Landwirt:innen in Südtirol im nächsten Frühjahr Wasser. Das ist zu befürchten, obwohl üblicherweise die Sommerniederschläge die Wassermengen aus dem Winter übertreffen. Im vorigen Jahr herrschte bereits Ausnahmezustand: „Erstmals hatten wir im vorigen Jahr ein Bewässerungsverbot“, berichtete Bioland-Berater Simon Lemayr bei der Bioland-Weinbautagung. Der Winter 2022/23 war eindeutig zu trocken, als dass Schmelzwasser die Bäche und Flüsse füllen würde.

Die Weinbergsböden in Südtirol sind sehr jung und nur eine geringe Schicht, die auf dem Fels aufliegt. Darum müssen Winzer:innen in Südtirols Hanglagen schon heute die Reben mit Tröpfchenbewässerung versorgen. Sie legen Wasserreservoirs an und experimentieren auch mit verschiedenen Erziehungsmethoden der Reben.

Der Anbau im Pergola-System beispielsweise erzeugt Schatten zwischen den Rebstöcken. „Aber in einem regnerischen Sommer leiden die Trauben dann unter der aufgestauten Feuchtigkeit“, berichtete Bioland-Winzer Urban Plattner seinen Kolleg:innen bei der Exkursion. Der junge Bio-Winzer in Ritten verfolgt auch im Weinkeller die Philosophie, mit möglichst wenig Chemie und Eingriffen in die Gärung zurecht zu kommen. Er macht Naturwein und musste sich für diesen Wechsel eine völlig neue Kundschaft aufbauen. „Doch diese Naturweine passen auch zur jungen und experimentierfreudigen Bio-Kundschaft“, ist er aus eigener Erfahrung überzeugt.

Im Demeter-Weingut Alois Lageder werden die neuen Rebanlagen im Pergola-System kultiviert, berichtete Katharina Alvera. Sie ist für den Weinbau zuständig und plant auch Neuanlagen als Vitiforst-System: Bäume sollen darin für ein feuchteres Kleinklima sorgen und den Wind bremsen. In einer Neuanlage werden in den Reihen vor allem Zitterpappel und Judasbaum wachsen. In einer weiteren Anlage sollen Birnbäume und Ackerbau-Streifen die Rebflächen unterbrechen. Außerdem sorgen Hecken entlang der äußeren Ränder des Demeter-Weinguts für Biodiversität und deren Vernetzung zwischen den Flächen.

Zudem beweiden Braunvieh-Ochsen die Rebflächen mit 1 GV/ha Besatz. Sie kürzen die Untersaat ein und beleben das Bodenleben, berichtete Alvera. Den Sommer verbringen sie auf der Alm. Den Tieren, die das ganze Jahr draußen verbringen, erspart sie auch den Weg zum Schlachthof mit einer hofnahen Schlachtung auf der Weide. Das Fleisch vermarktet das Weingut entweder in größeren Paketen oder es findet Verwendung in der Restaurantküche, die zum Weingut gehört.

Wie Bio-Winzer mit dem Klimawandel zurechtkommen können, dazu hat das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (Fibl) einen Podcast veröffentlicht.

 

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