Wo sind die Mühlen, Metzgereien oder Saucenhersteller, die Bio-Rohware zu Handelsprodukten verarbeiten? Der Bio-Branche fehlen valide Daten. (Foto: Imago)

Bio-Hersteller fordern Förderung

Die Politik weiß zu wenig über Mühlen oder Schlachtbetriebe, die für die Wertschöpfungskette unerlässlich sind. Die Bio-Branche macht Dampf.

Wie ist die Situation von Bio-Herstellerunternehmen in Deutschland? Diese Frage will der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) rasch beantworten. Denn solide Daten und detaillierte Statistiken hierzu gibt es bislang nicht. Zu wissen, wie die Branche aufgestellt ist, dürfte der weiteren Entwicklung des Bio-Marktes zugutekommen. „Das Wertschöpfungskettenglied Verarbeitung von Rohwaren wird bei der Erzählung über die Stärkung von regionalen Bio-Wertschöpfungsketten oft vergessen“, kritisierte Volker Krause, Vorstand Herstellung im BÖLW, im Rahmen der Biofach in Nürnberg.

Rund 17.000 Verarbeitungsunternehmen mit Bio-Zertifizierung gab es laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 2019. Sie arbeiten vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Doch daraus geht nicht hervor, wie viele Bio-Produkte und Mengen diese herstellen oder welchen Umsatz sie daraus generieren. Der BÖLW hat Ende 2019 knapp 100 Unternehmen befragt, zur damals aktuellen Situation im Vergleich zu 2015. Demnach haben die teilnehmenden Unternehmen in dem Zeitraum ihren gesamten Umsatz um 16 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro gesteigert. Davon betrug der „bio-zertifizierte“ Umsatz mindestens 1,8 Mrd. Euro und war um 31 Prozent gestiegen.

Doch nicht nur der Umsatz ist ein wichtiger Entwicklungsindikator der Branche, sondern auch die Zahl der Arbeitsplätze. 2019 haben die befragten Unternehmen 11.600 Arbeitskräfte beschäftigt, im Schnitt 120 je Unternehmen. Das deutet auf mittelständische Strukturen hin. Die Rohstoffe kamen zu rund der Hälfte aus einer Entfernung von maximal 250 km, Fleisch und Milch zu rund 70 Prozent nicht weiter als 170 km. „Diese Unternehmen sind also ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor und stärken die regionalen Wertschöpfungssysteme“, resümierte Volker Krause.

Eine ähnliche Erhebung hat die Technische Hochschule Nürnberg um Prof. Jan Niessen über die Metropolregion Nürnberg angestrengt. „Solche Erhebungen sind relevant für die Strukturbildung, die Transformation der Branche“, sagte Dr. Heike Kuhnert vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. Sie nannte das Beispiel Öko-Modellregionen, wo lokale Akteure der Wertschöpfungskette, darunter Verarbeiter, miteinander in Wirtschaftsbeziehungen stehen. „Auch hier gibt es viele Unbekannte“, sagte sie. Die handwerkliche Verarbeitung von Lebensmitteln nimmt zunehmend ab und konzentriert sich auf große Strukturen. Weil Fachkräfte fehlen, scheitern Betriebsübernahmen, bürokratische Prozesse erschweren diese. Neben einer Erhebung von validen Daten zur Situation von Bio-Herstellern dürfte es helfen, die Ansprüche von Nachwuchskräften zu analysieren. Daraus könnten Kommunen eine neue Förderinfrastruktur ableiten.

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