Wie finden krumme Karotten in den Einkaufskorb? (Foto: Imago)

BIO-HANDEL GEGEN SCHÖNHEITSDIKTAT

Krumme Gurken und kleine Äpfel gelten bei der Kundschaft als typisch bio. Es gibt einen Verkaufstrick.

Zu klein, zu krumm und damit außerhalb der Norm – suboptimales Obst und Gemüse stehen ihren perfekten Verwandten qualitativ zwar in nichts nach, die Vermarktung ist dennoch schwieriger. Dies zu ändern, ist eine wichtige Maßnahme gegen die Verschwendung von Lebensmitteln.
In dem BÖLN-geförderten Projekt „Marketing von Suboptimal Food im Öko-Handel“ gingen Forschende der Universität Kassel der Frage nach, wie der Bio-Handel optisch auffälliges Obst und Gemüse vermarkten kann. Welche Präsentation eignet sich? Helfen Preisnachlässe wirklich?
Agrarmarktexperten der Universität Kassel befragten die Öko-Kundschaft zu optisch außergewöhnlichem Obst und Gemüse. Als Defizit nehmen Kundinnen und Kunden die Besonderheit nicht wahr, sondern als natürlich und typisch biologisch. Nur wenige der Befragten hatten große Qualitätsbedenken.

Toleranz bei Äpfel größer als bei Möhren
Bei Verkaufstests fanden Äpfel mit kleinen sichtbaren Makeln auch ohne Preisnachlass in den Einkaufskorb. Möhren mit Mängeln hingegen blieben trotz Preisnachlass im Laden. Zwei Kommunikationsstrategien bewirkten beide gleich viel in der Absatzsteigerung. Eine informierte sachlich mit Fakten, zum Beispiel wie viel Prozent der Möhren oder Äpfel aufgrund der Optik aussortiert werden und nicht den Handel erreichen. Die andere Strategie war eine vermenschlichende mit Begriffen wie „Charakterköpfe“ oder „Kämpferkerlchen“ für das Obst und Gemüse.
Den größten Einfluss übte aber die Füllmenge der Kiste aus. War die Kiste mit suboptimalen Äpfeln und Möhren voller, als die danebenstehende Kiste mit optisch einwandfreier Ware, griffen die Kunden tendenziell häufiger zur suboptimalen Ware.


 

Weitere Nachrichten zu: