Discounter erfahren in der Inflation mehr Umsatz. (Foto: Imago)

Auswirkungen der Inflation auf den Bio-Markt

Großes Medieninteresse für Bio-Marktentwicklung

„Der Ukrainekrieg hat den Bio-Boom beendet“, so Michael Radau, Gründer und Geschäftsführer des SuperBioMarkts im Interview mit der top agrar. Der Ökohändler muss eine ernste finanzielle Krise bewältigen und befindet sich derzeit im Schutzschirmverfahren. Informationen von PricewaterhouseCoopers und POSpulse zufolge bleiben tatsächlich nur rund ein Fünftel der Befragten ihrem Einkaufsverhalten treu. Viele Verbraucher:innen verteilen ihr Budget aufgrund gestiegener Energiekosten und der hohen Inflation für Lebensmittel derzeit anders, sie setzen auf Angebote, Eigenmarken, Discounter und geringere Einkaufsmengen. Die Discounter haben ihren Umsatz gesteigert und das um 11,5 Prozent. Seinen Ärger darüber formuliert Alnatura-Gründer Götz Rehn im Interview mit der Süddeutschen Zeitung und spricht von "subventionierter Massenware" bei Rewe, Aldi und Lidl. Er befürchtet, die Bio-Branche könnte um Jahre zurückfallen.

Olaf Deininger hingegen kommentiert in der agrarzeitung, dass valide Marktforschungszahlen diese pessimistischen Annahmen nicht stützen. Der gesamte Bio-Markt habe im Augenblick ein deutliches Plus gegenüber der Vor-Corona-Zeit. Die Zahlen des GfK-Haushaltspanel unterstützen dies. So nahmen die Bio-Einkaufsmengen im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 zu: pflanzliche Drinks (+105 Prozent), Geflügel (+95 Prozent), Fleisch (+70 Prozent), Mehl (+68 Prozent), Speiseöl (+52 Prozent) und Fleischwaren/ Wurst (+50 Prozent) standen besonders in der Gunst der Verbraucher. Auch Gemüse, Milchprodukte und Eier wurden vermehrt in Bio-Qualität gekauft. Nur die Kartoffelmenge nahm ab (-10 Prozent). Am Gesamtmarkt haben im Vergleich nur pflanzliche Drinks (+147 Prozent), Mehl (+36 Prozent) und Speiseöl (+20 Prozent) nennenswert zugelegt. Der Konsum der meisten anderen Vergleichsprodukte am Gesamtmarkt nahm ab. Unter den pflanzlichen Bio-Drinks verzeichneten Haferdrinks 2021 zu 2020 ein Einkaufsplus von 48 Prozent, Mandeldrinks 40 Prozent. Dennoch: Die Kaufzurückhaltung trifft kleine Läden, der Naturkostfachhandel leidet besonders und muss Umsatzeinbrüche von 22,1 und 19,1 Prozent verkraften.

 

Weitere Nachrichten zu: