Artenreiches Grünland bietet Insekten und Vögeln Lebensraum und Nahrung. Dies geht verloren, wenn Landwirte Grünland nicht mehr pflegen, weil die Agrarpolitik falsch steuert. (Foto: Landpixel.de)

Artenschwund besorgniserregend

Eine andere Agrarpolitik ist dringend nötig, sagen Europäische Umweltagentur und deutsche Wissenschaftler.

Die Landwirtschaft, wie sie sich unter der bisherigen Agrarpolitik entwickelt hat, belastet Lebensräume und trägt zum Verschwinden von Arten massiv bei. Das betont die Europäische Umweltagentur (EEA) in ihrem aktuellen Bericht. Nur noch knapp die Hälfte der Vogelarten in der Europäischen Union befinden sich in einem guten Erhaltungszustand und ihre Situation hat sich in den vergangenen Jahren weiter verschlechtert. Besonders betroffen sind Vögel der Agrarlandschaften wie Rebhuhn oder Kiebitz.

Demnach sind die intensive Landwirtschaft, Zersiedelung und eine nicht nachhaltige Forstwirtschaft die wesentlichen Ursachen für die miserable Situation. In schlechtem Zustand seien selbst die geschützten Lebensräume und Arten. Denn wenn beispielsweise Grünland nicht mehr bewirtschaftet wird, gehe dieser Lebensraum für Insekten und Vögel verloren.

Die Umsetzung der Naturschutzrichtlinien der EU durch die Mitgliedstaaten sei nach wie vor mangelhaft, kritisiert die EEA). „Wir müssen dringend die in der neuen EU-Biodiversitätsstrategie eingegangenen Verpflichtungen erfüllen, um diesen Rückgang zum Nutzen der Natur, der Menschen, des Klimas und der Wirtschaft umzukehren“, mahnte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius bei der Vorstellung des Berichts. Er setzt Hoffnungen auf die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“.
Europäische Umweltagentur:

Deutsche Wissenschaftler nennen Handlungsfelder
Wenige Tage zuvor hatten in Deutschland bereits drei wissenschaftliche Akademien gemeinsam schnelles Handeln gefordert zum Schutz und zur Erhöhung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Mit dabei die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

In der Stellungnahme „Biodiversität und Management von Agrarlandschaften” haben hochrangige Wissenschaftler Empfehlungen in acht Handlungsfeldern formuliert. Der Schutz der Artenvielfalt sei eine dringende und komplexe Herausforderung. Es bedürfe eines gesamtgesellschaftlichen Wandels hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Leopoldina bietet ein anschauliches digitales Dossier mit interaktiven Elementen an.
Drei der acht Handlungsfelder adressieren direkt die Agrarpolitik. Die Wissenschaftler forderten im Einzelnen:

  • Die Weiterentwicklung der Agrar- und Umweltpolitik auf europäischer und nationaler Ebene:
  • Die Anpassung des Agrar- und Umweltrechts
  • Dabei die Unterstützung für landwirtschaftliche Betriebe
  • Die Entwicklung von planungsbasierten, regional differenzierten und gemeinschaftlichen Ansätzen
  • Die Kommunen müssen Verantwortung für ihre Flächen übernehmen.
  • Handel und Märkte sollen ihren Einfluss nutzen und für biodiversitätsfreundliche Produkte werben.
  • Die Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wertschätzung
  • Mehr Monitoring und Forschung


Die Publikation der Wissenschaftsakademien und alle weiteren Informationen sind auf den Webseiten der Akademien veröffentlicht:www.leopoldina.org/biodiversitaet , www.acatech.de/publikationen, www.akademienunion.de/neuerscheinungen

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