Wendige Flieger im Stall
Von großen und kleinen Helfern auf dem Bauernhof
Auf einem Bauernhof fallen viele Aufgaben an, doch nicht alle erledigen Bauer und Bäuerin selbst. Sie engagieren dafür tierische Helfer in allen Größen - manche kleiner als ein Daumennagel, andere größer als der Mensch. Teil zwei unserer Themenwoche "Tierische Helfer".
Nicht nur dem Menschen sind sie lästig - Fliegen nerven auch die Rinder im Stall. Doch was Mensch und Vieh nervt, ist für Schwalben ein gefundenes Fressen. Die wendigen Flieger, die am liebsten direkt im Flug jagen, bauen ihre Nester gern im Gebälk von luftigen Scheunen wie der von Familie Schlichting aus Bielefeld. In der historischen Deele - westfälisch für Scheune - haben sich dieses Jahr gleich sechs Schwalbenpärchen zum Brüten angesiedelt. "Das ist sogar ziemlich wenig, wir hatten auch schon mal 15 Paare, da war ganz schön was los", erinnert sich Bauer Kurt Schlichting.
Schon sein Vater erfreute sich immer am wilden Gezwitscher im Kuhstall und montierte den Vögeln zusätzliche Bretter unter die verwinkelten Balken der alten Scheune, um ihnen das Nisten zu erleichtern. Denn die Tiere wohnen am liebsten in hängenden Balkonen, die sie meist aus Lehm und Speichel an schwer zugänglichen Stellen bauen. Moderne Bauweisen und immer mehr geschlossene Stallsysteme lassen solche Nistplätze rar werden, das Insektensterben lässt das Futterangebot schrumpfen, Schwalben werden immer seltener.
Nicht bei der Familie Schlichting, wie man gerade in den frühen Morgenstunden deutlich hören kann. Ein Schwalbenpaar brütet meist drei bis sechs Junge aus, die sich lautstark zu Wort melden. "Da ist ein unheimliches Leben drin, wenn die Kleinen da sind", freut sich er Bauer. Wo viele Paare brüten, machen sie auch Dreck. Doch die Familie kennt schon das Prozedere: Wenn die Schwalben gegen April aus ihrem Winterquartier im Süden zurückkehren, legt der Bauer mit seiner Frau Pappen und Zeitungen unter die Nistplätze. Was in der Stadt viele Menschen stört, wird hier gern hingenommen. Denn Schwalben tragen maßgeblich zur Dezimierung lästiger Insekten im Stall bei - quasi im Vorbeifliegen.
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