Bioland macht sich gegen Rassismus stark - sowohl der Verband selbst als auch seine Mitglieder und Partner

Vielfalt statt Einfalt

So setzen wir uns gegen Rassismus ein

21.02.2022

Im Bioland mögen wir es bunt – sehr bunt sogar. Da wir Vielfalt auf und neben dem Acker lieben, haben wir im Frühjahr 2020 die AG gegen rechtsextreme Tendenzen gegründet. Auch viele unserer Betriebe engagieren sich für eine offene Gesellschaft und positionieren sich klar. Warum ist der Ökolandbau aber überhaupt spannend für Rechtsextreme?

Von Bioland

Wenn es um Natur- und Umweltschutz geht, denkt man meistens an alternative Lebensstile und liberale Werte. Allerdings überschneiden sich auch manche Forderungen mit denen von rechten Personen und Gruppierungen. Die entscheidenden Unterschiede sind die Motivation, die Herleitungen und Begründungen.

Über allem steht der harmlos klingende "Heimatschutz", der aber die völkische und nationalistische Abschottung gegenüber allem Fremden meint. Ähnlich verhält es sich bei gebietsfremden Arten (Neobiota). Hier sprechen rechtsextreme Naturschützerinnen und -schützer oft von Fremdlingen, Plagen oder Eroberern. Die eigentliche Botschaft dahinter ist: Das Fremde (Menschen, Kulturen etc.) bedroht die heimische Natur. Die Formulierung „Umweltschutz ist Heimatschutz“ findet sich so oder ähnlich z. B. bei NPD, Der III. Weg und Die Rechte wieder. Weitere Überschneidungen sind z. B. Positionen gegen Gentechnik, Atomenergie und gegen eine industrialisierte Landwirtschaft. Dahinter steckt der Wunsch nach dem Erhalt des „Volkskörpers“, die Angst vor einer „jüdischen Weltelite“ oder das Ziel, durch regionale Wirtschaftskreisläufe Autarkie und die Unabhängigkeit von anderen Staaten zu garantieren. Die menschenverachtenden Absichten werden hinter dem Einsatz für Natur und Umwelt versteckt. Daher ist auch der Ökolandbau für rechte Bewegungen ein interessantes Umfeld.

Weitere Infos dazu findest du bei der Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz – kurz FARN: https://www.nf-farn.de

Was tut der Verband dagegen?

 

Schon seit 2012 haben wir zu rechten Ideologien eine klare Haltung in unsere Satzung integriert:

„Der Verband ist parteipolitisch, weltanschaulich und konfessionell unabhängig. Bioland tritt rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen und anderen diskriminierenden oder menschenverachtenden Verhaltensweisen entschieden entgegen. Der Verein tritt Bestrebungen entgegen, welche die ökologische Landwirtschaft mit solch extremem Gedankengut verbinden.“

Wir stehen also für eine vielfältige und demokratische Gesellschaft. Und genau dafür setzt sich die AG gegen rechte Tendenzen ein. Sie wurde im Frühjahr 2020 durch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegründet und kümmert sich um Aufklärung, Sensibilisierung, Schulungen und Handlungshilfen.

 

Besonders im Fokus steht dabei unser Beratungsteam, das einen sehr engen Kontakt zu Mitgliedsbetrieben und solchen, die es gerne werden wollen, hat. Es geht darum, Anzeichen wie rechte Aussagen oder Symbole zu erkennen. Zu wissen, wie man sich verhält. Was man sagt. Aber auch, welche Konsequenzen – bis zum Ausschluss oder zur Nicht-Aufnahme - gezogen werden können. Denn Rechtsextreme sind – entgegen der fortwährenden Vorstellung vieler Menschen - nicht wie früher hauptsächlich an Springerstiefeln und Glatze zu erkennen.

Doch die Arbeit der AG geht noch tiefer. Auch Alltagsrassismus in der Landwirtschaft spielt eine Rolle. So sollten beispielsweise Formulierungen wie "meine Polen" oder "meine Bulgarinnen" bezüglich Saisonarbeitskräften aus dem Ausland nicht benutzt werden. Hier sind weitere Sensibilisierungsmaßnahmen notwendig. Ein häufiges Thema ist mittlerweile auch die Querdenken-Bewegung, die mangelnde Abgrenzung zum Rechtsextremismus und die Anfälligkeit gegenüber Verschwörungsmythen, die häufig auf antisemitischen Vorstellungen fußen. Oft werden Anti-Corona-Veranstaltungen oder die "Montags-Spaziergänge" von rechten Gruppen unter einem Deckmantel organisiert. Dazu eine Leseempfehlung aus der Zeit.

Der Verband hat den oben genannten Passus  aus der Satzung konkretisiert und klare Positionierungen herausgearbeitet. Als zentrale Anlaufstelle kannst auch du dich gerne mit Fragen, Erlebnissen, Zweifeln oder Kritik per Mail an gegenrechts@bioland.de wenden.

Stimmen aus dem Bioland

Nicht nur wir im Verband sind mit unserer AG gegen rechtsextreme Tendenzen aktiv, sondern auch viele Bioland-Partner und -Mitglieder. Im Folgenden erzählen sie euch, was sie tun oder warum sie klare Positionen wichtig finden.

Wein gegen Rassismus

Weingut Lukas Krauß in Lambsheim (bei Mannheim):

Als im Jahr 2015 mit den großen Flüchtlingsbewegungen Hass, Pegida und Anschläge aufkamen, wollte ich unbedingt etwas dagegen tun – auch innerhalb meiner Branche. Zusammen mit Lukas von der Agentur Medienagenten habe ich die Initiative "Winzer gegen Rassismus" gegründet. Heute heißt sie "Wein gegen Rassismus", aber unser Ziel ist natürlich das gleiche geblieben. Auf unserer Website bringen wir Menschen zusammen, die aktiv etwas gegen Rassismus tun wollen.

So spenden zum Beispiel unsere Partner-Weingüter regelmäßig Weine, die über den Handel verkauft werden. Der Erlös geht in unseren Spendentopf. Über die Initiative verkaufen wir zudem auch meinen Weißweincuvée mit eindeutigem Logo und passendem Slogan: Von vielseitigen Trauben für bunte Menschen und grenzenlosen Genuss. Den Wein könnt ihr hier kaufen. Durch diese und weitere Aktionen haben wir bisher rund 50.000 Euro an integrative Projekte gespendet.
 

Tolle Unterstützung bekommen wir von wechselnden Studierenden der Hochschule Geisenheim, die sich für unser Projekt als praktische Medienarbeit während des Studiums engagieren. Wenn die Studis an Bord sind, feiern wir unsere größten Erfolge, erreichen tolle Meilensteine und machen ordentliche Schritte nach vorne. Schließlich sind Lukas und ich beide voll berufstätig. In diesem Jahr haben sie eine Veranstaltung initiiert: "Anstoßen statt ausgrenzen - Rassismus, Ausbeutung und Diskriminierung in der Weinbranche und Landwirtschaft".

Für die Winzer*innen unter euch: Ihr wollt mitmachen? Dann meldet euch einfach bei mir. Wir freuen uns immer über Gleichgesinnte, suchen regelmäßig Weinspenden und nehmen euch gerne mit Bild und Statement auf unsere Homepage auf. Auch bei eurem nächsten Weinfest könnt ihr aktiv werden: Stellt einfach eine "Kasse gegen Rassismus" auf oder spendet einen Teil eurer "Schorle gegen Rassismus". Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Gerne versorgen wir euch mit dem Logo und Printmaterial unserer Initiative.

Hier zählen Mensch und Menschlichkeit

Stautenhof in Willich-Anrath (bei Mönchengladbach):

Am 17. Mai 2019 hing morgens ein Wahlplakat der AfD an einem Strommast auf der Zufahrt zu unserem Hof - kurz vor unseren Schweineställen.

Da das Entfernen des Plakats strafbar gewesen wäre, haben wir beim Frühstück gemeinsam überlegt, wie wir auf dieses Plakat reagieren. Denn wir wollten auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, uns mit dem Plakat identifizieren zu können. So entstand unser „Gegen-Plakat“.

Auf dem Stautenhof sind rund 60 Mitarbeitende in unterschiedlichen Bereichen tätig und genauso verschieden wie die Bereiche sind auch unsere Wurzeln. Aber ob diese in Italien, Russland, China, England, Tschechien, Polen, Eritrea, Kasachstan, Griechenland, Syrien, Deutschland oder im Kosovo liegen, ist für unsere Zusammenarbeit völlig uninteressant.

Hier zählt der Mensch und die Menschlichkeit. Fremdenfeindlichkeit hat auf dem Stautenhof keinen Platz.

 

Mit einem Post in den sozialen Medien am 9. November, anlässlich der Reichspogromnacht, zeigte Witty's klare Haltung.

Currywurst als Vermittler

Witty's Organic Food in Berlin:

Um es mit Arthur Schopenhauers Worten zu sagen: „Wir sind nicht nur für das verantwortlich was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen.“

Mit unseren vier nachhaltigen Imbissen im Herzen der Hauptstadt ist Witty's ein Teil des öffentlichen, täglichen Lebens. Als progressives Unternehmen sehen wir uns daher bei gesellschaftlich relevanten Themen in der Verantwortung, öffentlich Position zu beziehen - auch wenn das aus unternehmerischer Sicht natürlich mit den Risiken von Umsatzeinbußen einhergeht.

Bei Rassismus und Antisemitismus ist Wegsehen keine Option, wie die Geschichte zeigt, sondern Courage. Nur durch gemeinsames Engagement lässt sich eine breite Front gegen Hass, Intoleranz und Verschwörungstheorien bilden.

Daher ist ein Teil unseres Ansatzes, Awareness für ein friedvolles, soziales und buntes Miteinander zu schaffen – auch direkt am Point of Sale an unseren Imbissbuden.
 

Wir möchten die gegebene Fläche und Marke nutzen, um Teil der Lösung zu sein. Wir erhoffen uns, mit solchen Aktionen natürlich auch Andersdenkende zu erreichen, die sich auch mal unter unsere größtenteils aufgeklärte Kundschaft mischen. Jeder Tropfen höhlt den Stein und wenn unsere 100%ig natürliche Bioland-Currywurst ein Mittler für einen friedvollen Dialog oder einen positiven Denkanreiz ist, ist das für uns ein Schritt in die richtige Richtung!

Ein natürliches Miteinander

Moin Bio Backwaren in Glückstadt (bei Hamburg):

Hier bei Moin Bio Backwaren versuchen wir täglich durch unsere gemeinsame Arbeit mit Kolleg*innen aus zwölf verschiedenen Ländern Offenheit zu leben.  Unsere Shirts "Mehl, Wasser, Salz und ich" gibt es daher natürlich auch in allen zwölf Sprachen.
 
Wir fördern zudem ein gutes gemeinsames Miteinander in unserer Firma und darüber hinaus, z. B. durch die Teilnahme an der Interkulturellen Woche an unserem Betriebsstandort in Glückstadt in Schleswig-Holstein. Wir lehnen jegliche rechte Tendenzen im Biolandbau ab.

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