Unsere volle Solidarität liegt bei allen vom russischen Angriffskrieg betroffenen Menschen in der Ukraine sowie den mutigen Gegner*innen von Putin in Russland

Stand with Ukraine

Viele helfende Hände. Ein Ziel.

14.03.2022

Zahlreiche Menschen aus dem Bioland leisten in diesen Tagen und Wochen ihr Möglichstes, um das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer zu lindern. Sie organisieren Spendentransporte an die Grenze, sammeln Geld oder nehmen Geflüchtete auf. Damit zeigen sie, was den Kern der Wertegemeinschaft Bioland ausmacht.

Von Bioland

Der Krieg, den Wladimir Putin gegen die Ukraine führt, ist eine humanitäre Katastrophe. In allererster Linie für die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine, die sterben, verwundet werden, Angehörige verlieren, Hunger und Not erleiden oder aus ihrer Heimat fliehen müssen. All ihnen, wie auch den mutigen Menschen innerhalb Russlands, die sich im Angesicht von Verhaftungen, Geldstrafen und Gefängnisaufenthalten dem russischen Präsidenten entgegenstellen, gilt unsere volle Solidarität. Die Betroffenheit und Hilfsbereitschaft war und ist auch im Bioland groß. Im Folgenden geben wir euch Einblicke, wie unsere Landwirtinnen und Landwirte sowie unsere Partner aus Herstellung und Handel sich vor Ort und in Deutschland engagieren.

Von der niederländischen an die ukrainische Grenze

Franz-Josef Lesker vom Bioland-Betrieb bioLesker aus Stadtlohn nahe der niederländischen Grenze in NRW hat lange überlegt, wie und ob er helfen kann. In den ersten Tagen waren er, seine aus der Ukraine stammende Frau Elena und das restliche Team paralysiert. "Niemand konnte glauben, dass Putin wirklich einen Angriff auf die Ukraine gestartet hat. Niemand konnte realisieren, dass jetzt wirklich Krieg ist – und dann auch noch so nah vor der Haustür", erzählt Franz-Josef. "Wir haben diskutiert, hin und her überlegt, was wir machen können. An einem Morgen bin ich wirklich zwei Stunden mit dem Thema schwanger gegangen und war komplett abwesend im Betriebsablauf." Seine Entscheidung oder vielmehr die Tendenz war zu dem Zeitpunkt, es nicht zu machen. Die größte Sorge: Wie sollte man so ein großes Hilfsprojekt, in den Alltag integrieren?

Alles wird gut: Die Symbolik dieses Schnappschusses von Elena aus der Ukraine und Pavel aus Russland in Kombi mit dem Slogan der Textilspedition ist dem Team von bioLesker erst im Nachgang aufgefallen. Nationalitäten spielen hier eben keine Rolle.

 

Die zündende Idee kam von seiner Tochter Christin. Sie hatte von einem Spendenaufruf in der Nachbarstadt Vreden mitbekommen, bei dem keine Telefonnummer angegeben war. So erhoffte Franz-Josef sich, dass die Telefone einigermaßen still stehe würden und die Arbeit ohne große Unterbrechung weiterlaufen konnte. Kurzerhand entschied er sich um, schrieb ein paar Zeilen für seine Kollegin Ulrike aus dem Marketing und teilte seinem Team die Neuigkeiten per Sprachnachricht mit. "Ich bat meine Mitarbeiter darum, die Infos zu teilen. Aber während ich an die schriftlichen Infos dachte, die Ulrike online streuen sollte, wurde meine Sprachnachricht geteilt und ging ruckzuck durch unsere kleine Stadt", erinnert sich Franz-Josef. Zu dem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, wie hoch die Spendenbereitschaft sein sollte.

 

Seine Frau Elena konnte durch ihre dortigen Kontakte und ihre Sprachkenntnisse eine direkte Verbindung nach Kiew und Charkiw, ihre Heimatstadt, herstellen. Sie konnte klären, wie die Waren am besten in die betroffenen Regionen gelangen sollten und erhielt eine konkrete Bedarfsliste. So waren zum Beispiel die Medikamente, Verbandsmaterialien und Schmerzmittel genau benannt. Ausgestattet mit Rezepten seiner Hausärztin fand Franz-Josef einen Apotheker, der ihm für 5.500 Euro Medikamente zum Einkaufspreis gab. Währenddessen füllte sich auch der Hof mit Sachspenden, wie Matratzen, Fleischkonserven oder Dosenerbsen. "Das Hilfsangebot und Spendenbereitschaft waren wirklich enorm", sagt Franz-Josef. "Eigentlich hatten wir geplant, 'nur' unseren LKW in ein polnisches Logistikcenter nahe der ukrainischen Grenze zu schicken. Letztendlich konnten wir drei Stück schicken. Von dem Besuch und den Vorbehalten einer Abgeordneten, nicht auf eigne Faust etwas zu stemmen, sondern lieber über große Organisationen zu gehen, haben wir uns nicht aufhalten lassen. Die großen Initiativen machen viel, aber eben nicht alles."

Die ganze Aktion haben überwiegend die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von bioLesker zusammen mit zwei bis drei "zugelaufenen" Freiwilligen gestemmt. In der Woche vor der Abfahrt haben einige aus dem Team nichts Anderes gemacht, als Spenden zu sortieren, Kisten zu packen und auf Ukrainisch, Deutsch und Englisch zu beschriften. So war eine einfachere Handhabung vor Ort sichergestellt. Von den drei LKWs wurde der eigene von den beiden üblichen Fahrern des Betriebs an die Grenze gebracht. Für die zweite Fuhre meldete sich eine Textilspedition und stellte Fahrer sowie Fahrzeug zur Verfügung. Die erste Fuhre allerdings war besonders, wenn auch leider nicht in die positive Richtung. Über Bekannte aus der Gegend erfuhr der Bioland-Betrieb von einem LKW, der halb gefüllt war und sowieso auf dem Rückweg in die Ukraine war. Die vorhandene Fläche konnte mit Matratzen bestückt werden und die ukrainischen Fahrer – Vater und Sohn – nahmen sie mit in die Heimat. Zurückkehrten sie allerdings nicht, weil sie wie die meisten ukrainischen Männer in den Krieg ziehen mussten.

Weitere Hilfe vor Ort und in Deutschland

Der Biolandhof Sehnenmühle liegt im Hunsrück, eine Mittelgebirgslandschaft zwischen Mainz und Koblenz. In seinem Kreis liefert der Hof kostenlos Bio-Gemüse-Kisten (Kartoffeln, Rote Beete, Möhren und Zwiebeln), sowie Eier an Flüchtlinge und deren aufnehmenden Familien bis an die Haustüre.

Die Schweinothek in der Nähe von Mainz hat über Bekannte davon erfahren, dass Flüchtlinge aus der Ukraine eine Bleibe suchen. Kurzerhand schafften sie in ihrem Haus Platz, kümmerten sich um Möbel und haben eine vierköpfige Familie, bestehend aus Großmutter, Mutter und zwei Kleinkinder plus Hund, aufgenommen.

Mit drei Vans und einem Anhänger machte sich der Kudammhof aus der Nähe von Hannover auf ins polnische Breslau. Eine Hilfsorganisation übernahm den Weitertransport der Spenden in die Ukraine. Der nächste Stopp war eine Tier-Auffangstation in Krakau, wo das Team Futterspenden abgegeben und in Zusammenarbeit mit mehreren Tierschutzverbänden zehn Hunde mit nach Deutschland genommen hat.

 

Das Gut Wulkfelde musste seinen ursprünglichen Plan, mit einem eigener LKW und einem eigenen Transporter zu fahren, kurzfristig überdenken. Denn: Durch die hohe Spendenbereitschaft war letztendlich ein Konvoi aus neun Fahrzeugen nötig. Unter den rund 100 Tonnen Hilfsgütern waren Medikamente, warme Decken, Isomatten, Schlafsäcke, Hygieneartikel, Taschenlampen, Wasserkanister und mehrere Paletten Hafermilch, Säfte, Eistee und Trockennahrung. Zwischen dem ersten Aufruf und der Abfahrt an die polnisch-ukrainische Grenze in der Region Lemberg lagen nur wenige Tagen. Die Spenden von Geschäftspartnern und Privatleuten wurden nach Ankunft in der Nacht an einen polnischen Rotary Club übergeben. Bereits kurze Zeit später wurden sie weitertransportiert und zusammen mit dem Club in Lwiw in der Ukraine an Flüchtlinge und das ukrainische Militär verteilt. Der Bioland-Betrieb hat außerdem über 38.000 Euro gesammelt, die an die Rotary Clubs vor Ort gehen.

 

Viele Bioland-Betriebe haben ihre Flächen als Sammelstellen für Spenden zur Verfügung gestellt oder ihre Hilfsbereitschaft anderweitig gezeigt, darunter zum Beispiel:

  • Hof Sonnenschein in Ostfriesland für eine private Fahrt eines Freundes nach Polen
  • Biohof Ottilie in der Nähe von Hamburg für die Arbeiterwohlfahrt
  • Aries Umweltprodukte in Nordfriesland für die Organisation "Wir packen's an"
  • Schröder's Biohof in der Nähe von Frankfurt am Main
  • Alexianer Werkstätten in Münster halfen beim Packen nach der Spendenaktion vom dortigen Kapuzinerkloster. Mit dabei waren: Ultraschallgeräte, Rollstühle, Gehhilfen, Rollatoren, Blutdruckmessgeräte, Stethoskope, Wundversorgungsmaterial, Schlafsäcke und Isomatten
  • Verschiedene Bäckereien verkaufen blau-gelbe Teilchen und spenden pro verkaufter Leckerei einen Euro, z. B. Backhaus Mahl bei Sigmaringen sowie Schmidt und Schmidtchen in Hamburg

Hilfe auch aus den Bereichen Herstellung und Handel

Zusätzlich zu unseren landwirtschaftlichen Mitgliedsbetrieben haben natürlich auch unsere Partner aus Herstellung und Handel verschiedene Sach- und Geldspenden für die Ukraine bereitgestellt. So hat die Schwarz Gruppe, zu der neben unserem Bioland-Partner Lidl auch Kaufland gehört, beispielsweise Geld, haltbare Lebensmittel, Heimtextilien, Hygieneartikel sowie weitere benötigte Produkte im Wert von 10 Millionen Euro gespendet. Unser Spitzenverband, der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), hat nach einem Aufruf des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) auch seine Mitglieder um Mitarbeit gebeten. Das haben wir natürlich gerne getan und unsere Bioland-Partner nach Lebensmittelspenden, die auf Produktwünschen des ukrainischen Landwirtschafsministeriums beruhen, gefragt.

Hier einige Beispiele:

Eine private Initiative aus dem Bio-Bereich übernimmt die Logistik. Die ersten Sattelzüge wurden bereits nach Polen geliefert und ein Teil der Waren in die Ukraine weiter transportiert. Die LKWs wurden von einem Hersteller zur Verfügung gestellt, der Diesel wurde vom BMEL finanziert. Kriegsflüchtlinge helfen in Deutschland bei der Beschriftung der Waren. Die Bio-Spenden werden aktuell zunächst auf Bio-Höfe in der Ukraine verbracht und sollen von dort verteilt werden.

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