Der Marienkäfer als größter Feind der Blattlaus ist wohl der berühmteste tierische Helfer in der Landwirtschaft - doch lange nicht der einzige (Foto: Herpich/Bioland)

Jagen, schützen und verdauen

Von großen und kleinen Helfern auf dem Bauernhof

09.08.2021

Auf einem Bauernhof fallen viele Aufgaben an, doch nicht alle erledigen Bauer und Bäuerin selbst. Sie engagieren dafür tierische Helfer in allen Größen - manche kleiner als ein Daumennagel, andere größer als der Mensch. Teil eins unserer Themenwoche "Tierische Helfer".

Von Bioland

Das große Fressen

Wenn sie kommen, dann kommen sie in Scharen: Spinnmilben können ganze Beerenernten ruinieren. Sie spinnen die Blätter ein, sodass die Pflanze keine Photosynthese mehr betreiben kann und eingeht. Da hilft nur noch die Chemiekeule? Mitnichten, weiß Anne vom Biohof Renner. Der Bioland-Hof versorgt die Region rund um das pfälzische Böbingen mit süßen Him- und Brombeeren und verzichtet laut Bioland-Richtlinien voll und ganz auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Stattdessen kommen die Fressfeinde der Spinnmilbe per Post in einem unscheinbaren Papprohr - als Bestellung aus dem Internet. Mehrere Tausend Raubmilben setzt Anne in Beerenbeständen aus, und das große Futtern beginnt.

Die Blattlaus kann für Pflanzen lebensgefährlich werden. Im Ökolandbau bekommt sie von natürlichen Feinden wie Raubmilben Gegenwind (Foto: Imago)

 

Die Blattlaus kann für Pflanzen lebensgefährlich werden. Im Ökolandbau bekommt sie von natürlichen Feinden wie Raubmilben Gegenwind (Foto: Imago)

 

Neben der Spinnmilbe kann noch ein weiterer Winzling den Beerenpflanzen gefährlich werden: die Blattlaus. Sie saugt an der Pflanze und richtet so verheerende Schäden an Blättern, Trieben, Rinde und Wurzeln an. Doch sie hat die Rechnung ohne die Schlupffliege gemacht. Auch diese kommt per Post auf den Biohof Renner und beginnt sofort mit ihrer Arbeit. Die Schlupffliege steckt mit einer Art Stechrüssel eine Larve in den Leib der lebendigen Blattlaus. Diese Larve ernährt sich zu Beginn von den nicht lebensnotwendigen Teilen der Blattlaus. Nach sieben Tagen fixiert die Larve ihren Wirt auf dem Blatt und produziert einen Kokon, aus dem sie als Schlupffliege schlüpfen kann. Die Blattlaus geht unterdessen ein. Was in der Natur gang und gäbe ist, lässt Ökolandwirt*innen auf chemisch-synthetische Pflanzengifte verzichten. Grausam? Nützlich!

Der Riese unter den Kleinsten

Schon Charles Darwin wusste: Der Regenwurm ist einer der wichtigsten Helfer in der Landwirtschaft. Denn was der kleine Kerl im Boden leistet, kann keine Maschine und keine Bauernhand schaffen. An die 50 verschiedenen Arten gibt es, der bekannteste und weitverbreitetste ist der Lumbricus terrestris - ein wahrer Alleskönner unter den Bodenlebewesen:

  • Er transportiert organisches Material von der Erdoberfläche in den Boden. So durchmischt er den Boden und bringt Nährstoffe zu den Pflanzenwurzeln.
  • Er verdaut organisches Material. Was hinten rauskommt, ist wertvolles Substrat. Die sogenannte Regenwurm-Losung enthält Schleim, der Ton und Humus im Boden zu feinen Krümeln verklebt - perfekte Bedingungen für den Anbau von Pflanzen.
  • Er gräbt Gänge in den Boden. Diese dienen der Belüftung, was Pilzen und anderen wichtigen Bodenlebewesen zugutekommt.
  • Die Gänge bilden aber auch feine Kapillare, durch die Wasser fließen kann. So kann der Boden Wasser besser speichern.
  • Dem Regenwurm wird auch eine phytosanitäre Wirkung nachgesagt. Das bedeutet, dass er Boden auch gesund machen kann. Der kleine Kerl ist nämlich Pilzliebhaber und lässt sich gern jene Pilze schmecken, die der Bauer und die Bäuerin nicht so gern sehen - zum Beispiel beim Kartoffelanbau.

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