Die Landwirtschaft hatte dieses Jahr stark unter dem Klimawandel zu leiden - auch wenn sie mit dazu beiträgt (Foto: Imago)

Es ist fünf nach zwölf!

Ein Kommentar zur Dürre

02.11.2018

Die diesjährige Dürre ist keine Wetterkapriole - sie ist ein Symptom des Klimawandels. Und die Landwirtschaft ist einer seiner Auslöser. Deshalb müssen wir dringend umdenken - jetzt.

Von Gerald Wehde

Die Klimaveränderung ist kein neues Thema und doch scheint sie Politik, Bevölkerung und Medien immer wieder zu überraschen. In diesem Jahr fühlt sich die Reaktion auf die Dürre jedoch intensiver an, und so besteht die Hoffnung, dass die Politik jetzt durchgreift und die Landwirtschaft ihre Verantwortung wahrnimmt. Es ist nicht fünf vor sondern fünf nach zwölf.
Die von der Politik versprochenen kurzfristigen Finanzhilfen für die Bauern dürfen nicht davon ablenken, dass wir einen mittelfristigen Umbau im Agrarbereich benötigen. Mit dem milliardenschweren Etat der EU-Agrarpolitik könnte bereits ab 2021 mit einem zukunftssichernden Umbau für mehr Umwelt- und Klimaschutz begonnen werden.

Denn die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer des Klimawechsels, sondern auch mitverantwortlich. Rund zehn Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen in der EU rechnen Klimaforscher der Landwirtschaft an. Sie muss in Zukunft weniger Emissionen erzeugen und gleichzeitig widerstandsfähiger gegenüber den Veränderungen der Wetterlagen werden.
Der ökologische Landbau hat zahlreiche Werkzeuge an der Hand, deren Einsatz einen bedeutenden Beitrag für die Zukunft unserer Kinder und Enkel leisten kann. Dazu gehören Maßnahmen wie eine an die Fläche angepasste Zahl von Tieren und vielfältige Fruchtfolgen auf dem Acker, die die Fruchtbarkeit der Böden erhalten. Wichtig ist außerdem die Rückbindung von CO2 in den Böden, das gelingt über Humusaufbau. All dies hat den positiven Nebeneffekt, dass die Böden aufnahmefähiger für Wasser sind und dieses entsprechend effektiver speichern können.

Doch auch jeder Einzelne ist gefragt, auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. In den industrialisierten Staaten wird doppelt so viel Fleisch gegessen, wie von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für eine gesunde Lebensweise empfohlen wird. Wenn hier jeder nur die Hälfte essen würde, aber dafür Bio, wäre viel getan. Denn rund 70 Prozent der Treibhausgasemissionen unserer Ernährung stammen aus der Erzeugung tierischer Lebensmittel. Jeder Beitrag zählt. Jetzt.

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