Ein Kreislauf fürs Klima
Aus Futter wird Dünger wird Futter wird Dünger
Alles hängt mit allem zusammen – von der Pflanze auf dem Acker und der Weide bis zur Kuh, die sie zum Leben braucht und erst wachsen lässt. Nahezu geschlossene Nährstoffkreisläufe gehören zu den Prinzipien unserer Bioland-Betriebe. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern ist besonders klimafreundlich.
Das Futter für ihre Tiere bauen die Landwirt*innen neben Wiesen und Weiden auch auf dem eigenen Acker an, zum Beispiel in Form von Kleegras oder Ackerbohnen. Diese Pflanzen gehören fest in die Fruchtfolge von Biobetrieben, da sie Stickstoff aus der Luft binden und Nährstoffe zurück in den Boden bringen – ein dickes Klimaplus!
Futter-Mist-Kooperationen
Nicht immer klappt ein perfekter Kreislauf direkt auf einem Hof. So brauchen zum Beispiel viehlose oder vieharme Betriebe wie die von Gemüsebauern tierische Dünger für ihre Felder, haben im Gegenzug aber auch mal Kleegras aus ihrer Fruchtfolge abzugeben. Daraus entstehen sogenannte Futter-Mist-Kooperationen, die Nährstoffkreisläufe regional geschlossen halten.
Wie das funktioniert, zeigt der Lammertzhof in Kaarst (NRW). Familie Hannen baut Gemüse, Getreide und Kartoffeln an. Dazu kommen knapp 350 Legehennen und Hähne. Als Teil der Fruchtfolge, um den Boden mit Nährstoffen zu versorgen, baut Familie Hannen auf zwölf Hektar Weißkleegras an. Die Wurzeln verbleiben im Boden, der Schnitt geht zum großen Teil an den nur sechs Kilometer entfernten Schauhof von Peter und Petra Zens im benachbarten Willich. Deren 85 Milchkühe freuen sich über das saftige Raufutter, allein der Weißklee der Familie Hannen ist die Futtergrundlage für zehn Kühe. Die Tiere produzieren im Gegenzug Mist und Gülle, die auf den Feldern des Lammertzhofs zur Düngung ausgebracht werden. Außerdem bekommt Familie Hannen zusätzlich noch Milch und Joghurt zum Verkauf in ihrem Hofladen – eine Futter-Mist-Milch-Kooperation sozusagen.
Dabei haben auch sogenannte Leguminosen einen festen Platz. Kleegras, Ackerbohne und Erbsen sind wahre Klimaretter-Pflanzen. Während der grüne Pflanzenteil oder die Körner an die Hoftiere verfüttert werden, bleiben die Wurzeln, die besonders viel Stickstoff binden, als Dünger und zum Humusaufbau im Boden.
Teil der Fruchtfolge sind auch die Zwischenfrüchte. Sie werden dann angepflanzt, wenn eine zeitliche Lücke zwischen der Ernte einer Hauptkultur und der frischen Aussaat der folgenden Kultur entsteht. Alternativ nutzen viele Betriebe auch Untersaaten. Diese werden später direkt in eine Hauptkultur, zum Beispiel Weizen eingesät, und wachsen quasi mit – nach der Ernte der Weizenkörner bleibt die Untersaat stehen und schützt den Boden.
Zwischenfrüchte und Untersaaten sind meist bunte Pflanzmischungen und haben gleich mehrere Aufgaben:
- Beschatten den Acker, das schützt das wichtige Bodenleben vor Hitze
- Verringern das Wegschwemmen von Erdmasse (Erosion) um 22 Prozent
- Wasser aus dem Boden verdunstet weniger
- Bieten mit Blütenvielfalt Insekten Futter und Unterschlupf
- Bringen ordentlich Nährstoffe zurück in den Boden
Nach dem Verwelken arbeiten Bioland-Bäuerinnen und -Bauern die organische Masse in den Acker, die dort von Regenwurm und Co. zersetzt werden kann. So erhält der Boden frische Nährstoffe für die nächste Hauptkultur.
Wo die pflanzliche Düngung nicht reicht, springen tierische Dünger ein. Von Hühnerkot über Rinderdung bis zur Jauche von Schweinen nutzen Biobauern die Hinterlassenschaften ihrer Hoftiere, um den Ackerboden und das Bodenleben fit zu halten.
Dabei kann er nicht nur das Fünffache seines Gewichts an Wasser aufnehmen, er ist auch ein hervorragender Kohlenstoffsammler und so eine Antwort auf die Klimakrise. Sinkt der Vorrat an organischem Kohlenstoff im Boden, wird das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, nimmt der Vorrat zu, wird CO2-Kohlenstoff gebunden.
Wie Bioland-Bauern und -Bäuerinnen Humus langfristig aufbauen, liest du demnächst hier im Blog.
Kleegras: Kleine Pflanze – große Wirkung
Kaum eine Pflanze steht symbolisch so für den organisch-biologischen Anbau wie das Kleegras. Dieser orientiert sich an geschlossenen Stoffkreisläufen. Das ist besonders umwelt- und ressourcenschonend. Ein entscheidender Teil dieser Stoffkreisläufe auf dem Acker ist die Fruchtfolge: Ackerfrüchte werden so im Wechsel angebaut, dass dem Boden Nährstoffe entzogen und wieder zugeführt werden. Nach einem mehrjährigen Zyklus verschiedener Ackerfrüchte bauen Bioland-Betriebe zwei bis drei Jahre hintereinander Leguminosen wie Kleegras an. Diese Pflanzenart ist eine echte Klimaretterin: Zum einen speichert sie sehr viel Stickstoff aus der Luft in ihren Wurzeln. Zudem wird das Bodenleben aktiviert. Im Laufe der Jahre verbleibt immer mehr Stickstoff in Form organischer Masse im Boden, Humus wird aufgebaut. Das Kleegras selbst geht als gutes eiweißreiches Raufutter an Rinder, das spart wiederum Kraftfutter und Futterimporte. Noch ein Plus: Durch den mehrjährigen Anbau unterdrückt Kleegras besonders effektiv die Entwicklung von Unkraut. Das ermöglicht den Anbau ohne Pestizide. Eine kleine Pflanze, die enorm viel leistet!
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