Verbände wie Bioland bieten mit ihrem großen Know-how enormes Potenzial für mehr Öko in der Aus- und Weiterbildung (Foto: Sonja Herpich/Bioland)

Die Ökopraxis muss in die Schulen

Warum es notwendig ist, den Ökolandbau als Produktionssystem in der Ausbildung zu verankern

07.02.2022

„Menschen zu bilden, bedeutet nicht, ein Gefäß zu füllen, sondern ein Feuer zu entfachen.“ Das ist leider noch immer nicht Realität in unserem Schul- und Ausbildungssystem. Doch wenn der dringend nötige Umbau der Agrarbranche hin zu mehr Ökolandbau gelingen soll, muss sich auch die landwirtschaftliche Ausbildung deutlich verändern.

Von Carolin Pagel, Gerald Wehde, Marta Fröhlich

Reformen im Schulwesen sind immer schwer, da ist die Landwirtschaft keine Ausnahme. Sicherlich aber spielt die Vorprägung durch den Berufsstand hier eine größere Rolle als in anderen Ausbildungsberufen. Und, wie in der Agrarpolitik, wirken auch in der Bildung Beharrungskräfte, die Veränderungen ausbremsen.

Wir müssen wieder ökologisch denken lernen

Viel zu häufig berichten Auszubildende, dass sie im Rahmen der staatlichen Ausbildung nicht das entsprechende Know-How vermittelt bekommen. Am Ökolandbau Interessierte kommen meist nicht auf ihre Kosten. Plakative, oberflächliche Fragestellungen wie „Nennen Sie drei Bio-Anbauverbände“ erfüllen leider nicht das Soll. Eintägige Exkursionen auf Bio-Betriebe ermöglichen noch keine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem „System Ökolandbau“. Die Reduzierung auf Einzelmaßnahmen („Striegeln statt Spritze“) lässt ganzheitliche Kulturmaßnahmen, die aufeinander aufbauen, außer Acht.
Derzeit hängt es hauptsächlich von der Lehrkraft ab, ob und wie viel über ökologische Zusammenhänge und Bewirtschaftungsformen gelehrt wird. Die Folge: Als ausgebildete*r Landwirt*in verfügen die Wenigsten über das notwendige, fundierte Grundwissen zum Thema Biolandbau.

Was ist zu tun?

Um das Ziel 30 Prozent Ökolandbau in 2030 zu erreichen, brauchen wir mehr denn je gut ausgebildete Landwirt*innen - und das kann nicht warten. Wir müssen jetzt die Fachkräfte ausbilden, die auf dem Acker und im Stall in den kommenden Jahren die gesetzte Marke umsetzen. Dabei dürfen wir es nicht dem Zufall überlassen, ob und wie viel Ökolandbau in der beruflichen Ausbildung gelehrt wird.

Zum einen braucht es eine strukturelle Verankerung des Ökolandbaus in den Ausbildungsordnungen sowie den Einbezug der Bio-Branche in die institutionellen Gremien. Das ganzheitliche Anbausystem Ökolandwirtschaft muss fest in das Ausbildungs- und Prüfungssystem integriert werden - auch für zukünftige Generationen von Landwirt*innen.
Zum anderen muss die nötige Fortbildung der Lehrkräfte vorangetrieben werden, damit diese fundiertes und aktuelles Wissen zum Ökolandbau kompetent vermitteln können. Anbauverbände wie Bioland bringen das Know-how mit, um Landwirt*innen im Ökolandbau aus- und weiterzubilden. Dieses wichtige Wissen von beispielsweise Berater*innen und erfahrenen Biolandwirt*innen birgt großes Potenzial für die Ausbildung.

Die Öko-Praxis muss Einzug in die Schulen halten, damit das über Jahrzehnte angewachsene Know-how einer biologischen Bewirtschaftung auf die Felder und in den Stall kommt. Nur so bleibt das Ziel 30 Prozent Ökolandbau 2030 erreichbar.

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