Das Universum unter uns
Gesunder Boden aus Prinzip
Er trägt uns, er ernährt uns. Und doch nehmen wir ihn selten bewusst wahr: Dabei ist der Boden ein eigenes kostbares Universum, in dem Tag und Nacht gearbeitet wird. Deshalb widmen Bioland-Bauern und -Bäuerinnen ihm ein eigenes Prinzip, nach dem sie arbeiten: Das Prinzip "Bodenfruchtbarkeit fördern".
"Nix mit toter Materie. Der Boden ist mit Leben vollgespickt", sagt Hans Schiefereder begeistert. Hans ist Bioland-Ackerbauberater und sein Herz schlägt für den Boden und das Edaphon. Eda-was? Wir haben mal nachgefragt:
Dann können die Mikroorganismen im Boden die Pflanzen in Proteine, Zucker und andere Nährstoffe zersetzen. Diese werden so lange im Boden gespeichert, bis die nächste Kulturpflanze darauf zugreift und der Kreislauf beginnt von vorn.
Dabei ist die sogenannte Fruchtfolge wichtig: Denn nicht alle Pflanzen geben und verbrauchen gleich viele Nährstoffe. Deshalb wechseln Bioland-Bauern und Bäuerinnen auf ihren Feldern die Pflanzen so ab, dass der Nährstoffhaushalt im Boden im Gleichgewicht bleibt und sie auf chemisch-synthetische Dünger verzichten können. Und das rettet den wichtigsten Mitarbeitern in der Landwirtschaft das Leben: den Mikroorganismen.
Denn der Regenwurm zerlegt abgestorbene Pflanzen und verteilt sie überall, wo er hinkriecht. Dabei lockert er auch den Boden auf und durchlüftet ihn. Ein kleiner Kraftprotz!
Die Knöllchenbakterien: Sie sind im Gegensatz zu Pflanzen in der Lage, Stickstoff aus der Luft zu binden, ihn umzuwandeln und der Pflanze wieder zur Verfügung zu stellen. Besonders emsig sind sie im Zusammenspiel mit Hülsenfrüchten, den sogenannten Leguminosen. An deren Wurzeln kann man kleine rundliche Gewebswucherungen beobachten, dort leben die Knöllchenbakterien in perfekter Symbiose mit der Pflanze. Sie geben umgewandelten Stickstoff an die Pflanze ab und bekommen im Tausch lebenswichtige Kohlenhydrate - win-win!
Pilze: Hätten wir nicht alle gern mal eine Armverlängerung, um an die Schüssel mit Leckereien am anderen Ende des Tisches zu kommen? Pflanzen haben so eine Armverlängerung. Unter der Erde treibt eine Pflanze die dicken Strangwurzeln aus, aus denen sich die Feinwurzeln verzweigen. Doch auch diese feinen Härchen reichen nicht überall hin, und da kommen Mykorrhiza-Pilze ins Spiel. Sie leben ebenfalls in Symbiose mit Pflanzen und siedeln sich an deren Haarwurzeln an. "Sie sind jedoch hundertmal kleiner als die Haarwurzeln und holen Nährstoffe aus Poren, wo die Pflanze selbst nicht hinkommt", erklärt Hans. Im Gegenzug nährt die Pflanze den Pilz mit Zucker - bis zu 50 Prozent des Zuckers, den sie produziert, gibt sie an ihn ab. Doch der Mykorrhiza-Pilz ist ein zartes Wesen. Er braucht Ruhe und viel Zeit, um zu wachsen. Deshalb sollte der Boden nur schonend bearbeitet werden, um das empfindliche Pilzmyzel, also das Geflecht in tieferen Schichten, nicht zu zerstören. Die obere Erdschicht darf zwar beackert werden. "Mit einem Pflug, der das Erdreich wendet, sollte man jedoch die Häufigkeit und die Einsatztiefe im Auge behalten", weiß Hans.
Wie erkennt man gesunden Boden?
Drei Sinne und einen Spaten braucht es, um die Qualität eines Bodens zu prüfen. Dabei ist jeder Boden so individuell wie der menschliche Fingerabdruck. Möglichst oft sollte sich ein*e Landwirt*in den Boden mittels einer Spatenprobe anschauen. Dabei wird ein melonengroßes Stück aus der Erde gestochen und genau betrachtet:
Riechen: Direkt nach dem Abstich wird die Probe beschnuppert. Sie sollte nach frisch geernteter Karotte oder nach Kartoffelkeller riechen.
Sehen: Welche Farbe hat der Boden? Wie ist sein Farbverlauf? Ein sehr dunkler, fast schwarzer Boden weist hohen Humusgehalt auf und sollte möglichst tief reichen. Die Probe sollte gut und fein durchwurzelt sein. Und es gilt: Je mehr Regenwürmer, desto mehr Mikrobiologie steckt im Boden.
Tasten: Einen ersten Eindruck vom Zustand des Bodens kann ein Barfuß-Spaziergang geben. Der Boden sollte leicht federn und eine offene Struktur haben, dann ist er schön locker. Die Spatenprobe sollte nicht zu locker, nicht zu fest sein und bei leichtem Druck in runde Krümel zerfallen.
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