Bunt ist Trumpf
Wie Bioland-Betriebe die Biodiversität fördern
Ohne Vielfalt kein Leben. Der Erhalt von möglichst vielen Pflanzen- und Tierarten ist nicht nur eine Frage der Ethik, sondern gerade in der Landwirtschaft ein überlebenswichtiges Ziel. Deshalb fördern wir die biologische Vielfalt in besonderem Maße - zum Beispiel mit einer verbindlichen Richtlinie. Der fünfte Teil unserer Reihe "die Bioland-Prinzipien".
Mit den Zusammenhängen dieser Systeme beschäftigt sich seit 30 Jahren Karin Stein-Bachinger vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). "Wir kennen noch lange nicht alle Abhängigkeiten zwischen Pflanzen und Tieren und wissen nicht, welche Auswirkungen Ungleichgewichte in Ökosystemen vor allem langfristig haben können", sagt sie.
Fakt ist: Die Biodiversität geht stark zurück. Der TEEB-Interimsreport für Landwirtschaft und Ernährung, der unter anderem von der EU-Kommission und den Vereinten Nationen angestoßen wurde, zeigt, dass die weltweite Landwirtschaft für etwa 70 Prozent des Verlustes der Biodiversität verantwortlich ist. "Natürlich dient die landwirtschaftliche Praxis in erster Linie der Produktion von Lebensmitteln. Dabei soll der Erhalt der Artenvielfalt aber einen wichtigen Stellenwert einnehmen. Die ökologische Landwirtschaft bietet nachweislich eine sehr gute Möglichkeit, das Ökosystem vielfältiger zu gestalten und zu schützen", sagt die Forscherin.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Gut Krauscha im östlichen Sachsen. Der Bioland-Landwirt Joachim Mautschke hat seinen Hof dem Naturschutz gewidmet. Getreide, Eiweißpflanzen, die Stickstoff binden, Kleegras, Buchweizen, Leindotter, Koriander - schon allein auf dem Acker herrscht Kulturvielfalt.
"Es geht immer um die unaufgeräumten Ecken"
Bioland-Bauer Joachim Mautschke
Am Ackerrand stehen die Früchte etwas lichter, Feldränder bleiben stehen, Hecken und Feldgehölze werden gepflanzt und gepflegt. Dazu Blühstreifen und -brachen und vieles mehr. Das Ergebnis: viele seltene und gefährdete Vogelarten, 60 Wildbienenarten, unzählige Ackerwildkräuter, darunter welche, die als verschollen galten.
>>Mehr dazuDie Biodiversitäts-Richtlinie
Unser Verband bekennt sich ganz offensiv zum Thema Biodiversität, deshalb trat dieses jahr für alle Mitglieder verpflichtend die Biodiversitäts-Richtlinie in Kraft. Bioland ist in Deutschland der erste Anbauverband, der eine solche Richtlinie eingeführt hat. Damit setzen wir im Ökolandbau - und letztlich auch für den konventionellen Bereich - neue Maßstäbe.
"Wir haben im Ökolandbau unter den Betrieben den starken Wunsch, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften."
Naturschutzberaterin Katharina Schertler
Die Biodiversitäts-Richtlinie wird in einem Punktesystem umgesetzt. Bioland-Betriebe müssen 100 Biodiversitäts-Punkte sammeln. Zum Sammeln dieser Punkte gibt es verschiedene Kataloge, zum Beispiel für Acker-, Grünland- oder Obstbauflächen. Die Betriebe können dann selbst auswählen, welche Maßnahmen sie umsetzen, um die Punkte zu erreichen. Wichtig ist außerdem: Es wird immer alles relativ zur Betriebsfläche bewertet. Die Landwirte tragen in eine App ein, welche Maßnahmen sie umgesetzt haben, und bekommen dann entsprechend ihrer Fläche die Punkte dafür. Geprüft wird das Ganze über unsere Kontrollstellen, die ab 2022 jedes Jahr 5 Prozent der Betriebe stichprobenartig kontrollieren.
Mit der Richtlinie wurde auch eine verlässliche Größe geschaffen: Bestehende Betriebe können sichergehen, dass Neumitglieder mitziehen, Bioland-Verarbeiter wissen, welche Naturschutz-Qualität ihre Rohwaren haben, und auch die Kunden schätzen, dass wir Regeln haben, die nicht verhandelbar sind. So können sie sich darauf verlassen, dass ein Produkt gewisse Anforderungen erfüllt.
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Im Garten kannst du besonders mit einheimischen Wildpflanzen punkten, die Schmetterling, Biene und Spatz rund ums Jahr nützlichen Lebensraum bieten. Wie das auch im Kleinen auf dem Balkon geht, liest du >>hier.
"Wer wirklich Tiere unterstützen will, der braucht einheimische Pflanzenvielfalt."
Bioland-Gärtner Friedhelm Strickler
Wild und bunt statt ordentlich und sauber: Verzichte auf chemisch-synthetische Spritzmittel und schaffe Lebensräume wie Totholz, Steinhaufen, Trockenmauern, Reisighaufen, Wiesen oder Wildblumensäume. So wird dein Garten auch viel pflegeleichter und du kannst schon bald Igel, Blindschleichen und Wildbienen beim Wuseln beobachten.
Biete Wasserstellen an. Es muss nicht gleich ein Teich sein, auch eine Vogeltränke reicht vollkommen aus. Wenn du einen Stein als Erhöhung reinlegst, können Insekten nicht ertrinken.
Mehr Tipps für einen naturnahen Garten gibt Bioland-Gärtner Friedhelm Strickler >>hier
Dein Einkauf entscheidet: Saisonale und regionale Produkte sparen Transportwege ein und fördern die natürliche Vielfalt. Kaufe gezielt Produkte ein, die Biodiversität erhalten wie Streuobstapfelsaft oder Fleisch von Beweidungsprojekten. Und es gilt: bio statt konventionell. Denn Biobetriebe schonen und fördern per se durch ihre Wirtschaftsweise die biologische Vielfalt. Du willst wissen, was gerade Saison hat? >>Hier geht es zu unserem Saisonkalender.
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Bioland-Bäuerinnen und -Bauern kümmern sich um krabbelnde, fliegende oder blühende Artenvielfalt und stützen so eine tragende Säule unseres Ökosystems. Unsere