Was steckt eigentlich hinter den ganzen Begriffen rund ums Rind? Wir erklären es (Fotos: Bioland/Sonja Herpich)

Alles rund ums Rind

Was du über Kühe wissen solltest

14.07.2017

Was hat ein Bulle mit der Börse zu tun? Warum müssen Kühe wiederkäuen? Und wieso ist ein Kuhhandel meistens nicht so gut? Wir verraten es dir.

Von Magdalena Fröhlich

Woran erkennt man das Geschlecht eines Rindes?
Ganz einfach: Man schaut, ob das Tier ein Euter hat. Hat es eines, dann ist es eine weibliche Kuh. Mit den Hörnern hat das Geschlecht übrigens nichts zu tun. Sowohl männliche als auch weibliche Tiere haben Hörner. Es gibt aber auch Rassen und Linien, die von Natur aus keine Hörner haben. Dazu gehören zum Beispiel das Galloway und das Angus-Rind. Aber auch viele verbreitete Rassen werden auf Hornlosigkeit gezüchtet, etwa Schwarz- und Rotbunte und Fleckvieh.
 
Stier, Bulle, Ochse - was ist was?
•    Stier = Bulle = geschlechtsreifes, männliches Rind
•    Ochse = kastriertes, männliches Rind
•    Kuh = weibliches Rind, nachdem es das erste Kalb bekommen hat
•    Färse = Starke = Quiene = weibliches Rind, das noch kein Kalb bekommen hat

Ob Milchvieh oder Mutterkuh - bei Bioland sollen alle Tiere auf die Weide, wann immer es geht

 

Milchvieh- oder Mutterkuh-Herde - was ist der Unterschied?
Kurz gesagt: Milchvieh dient der Milch-, eine Mutterkuhherde der Fleischproduktion.

Milchvieh sind die weiblichen Kühe, die gemolken werden. Die männlichen Tiere werden vor allem als Kalbs- oder Ochsenfleisch vermarktet. Die älteren, weiblichen Kühe, die nicht mehr genug Milch geben, kommen meist als Hackfleisch auf den Markt oder ihr Fleisch wird zu Wurst verarbeitet.
Bei Milchkühen werden die Kälber ein paar Tage nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Außer es handelt sich um eine "muttergebundene Kälberaufzucht". Dann dürfen die Kälber bei ihren Müttern trinken. Die Mütter werden dennoch vom Landwirt gemolken, da die Kühe mehr Milch produzieren als das Kalb benötigt. Der Aufwand ist allerdings sehr hoch, so dass dies nur wenige Landwirte machen.

Von einer "Mutterkuhherde" dagegen spricht man, wenn die Kälber mit ihren Müttern in der Herde aufwachsen und die Tiere nicht gemolken werden. Sie dienen dann als Fleischlieferanten. Oft werden sie auch zur Landschaftspflege eingesetzt.

 

Was passiert mit den männlichen Kälbern?
Eine Kuh gibt erst dann Milch, wenn sie ein Kälbchen geboren hat. Da die männlichen Tiere keine Milch geben, werden sie gemästet. Viele Bio-Kälber gelangen in die konventionelle Mast. Gründe für den Verkauf der Kälber an konventionelle Mäster sind vor allem infrastrukturelle: Es gibt kaum Bio-Mäster, nur wenig Bio-Schlachthöfe und auch nur wenige Bio-Metzger und eine im Vergleich zur Bio-Milch nur geringe Nachfrage. Insgesamt liegt der Bio-Fleischanteil bei weniger als zwei Prozent. Das ist ein Problem, dem sich die Bio-Branche aber widmet, etwa indem Partnerschaften mit dem Lebensmitteleinzelhandel eingegangen werden.

Was passiert beim "Wiederkäuen"?
Die Kuh frisst von Haus aus vor allem Raufutter, also Gras und Heu. Das besteht zum Großteil aus Zellulose - also für uns Menschen unverdaulichen Stoffen. Hat die Kuh mit ihrer Zunge etwas Gras abgerupft und zerkaut, dann landen die Pflanzensäfte und die weichen Teile im Magen der Kuh. Das harte Material landet in ihrem Pansen und in den Netzmägen, wo es mithilfe von Mikroorganismen weiter zerkleinert und wieder zurück in ihr Maul befördert wird, wenn sie aufstößt.
Dann speichelt die Kuh die Nahrung weiter ein und zermalmt sie mit ihren Malzähnen, ehe sie sie wieder schluckt. Das nennt man "wiederkäuen". Die Kuh ist damit rund acht Stunden täglich beschäftigt. Mikroorganismen in den insgesamt vier Mägen der Kuh helfen ihr, ihr Fressen vollständig zu verdauen.

 

Auf dem Rinder-Speiseplan steht vor allem Gras und Heu

 

Wieso sind die meisten Kühe hierzulande schwarz-weiß oder braun-weiß gescheckt?
In Deutschland leben laut Statistischem Bundesamt rund 12,6 Millionen Rinder. Etwa 47 Prozent zählen zur Rasse Deutsche Holsteins (rotbunte und schwarzbunte), also zu den schwarz-weiß oder rot-weiß gefleckten. Und 29 Prozent der Kühe zählen zum Fleckvieh, also zu den braun-weiß gefleckten, die vor allem im Süden verbreitet sind. Das heißt: Zwei Rassen machen in Deutschland rund dreiviertel aller Rinder aus. Natürlich gibt es noch andere Rassen, die ebenfalls schwarz-weiß oder braun-weiß sind, diese sind aber weitaus seltener. Hereford und Pinzgauer Rinder, die man vor allem in Österreich sieht, haben zum Beispiel auch ein braun-weißes Fell.

Warum ist ein Kuhhandel nichts Gutes?
Man spricht von einem "Kuhhandel", wenn es sich um ein undurchsichtiges Geschäft handelt. Warum? Weil man einer Kuh ihr Alter nicht ansieht. Bei Pferden erkennt man das Alter anhand des Gebisses, aber ob eine Kuh schon alt ist und vielleicht nicht mehr so viel Milch gibt, sieht man ihr äußerlich nicht an.

Der Bulle vor der Frankfurter Börse zeigt sich angriffslustig. Aber was soll das bedeuten? (Foto: imago)

 

Was macht der Bulle an der Börse?
Weil der Bulle beim Angriff den Kopf senkt und dann mit seinen Hörnern nach oben stößt, symbolisiert er das Auf an der Börse. Der Bär dagegen hält die Tatzen oben und schlägt nach unten. Wenn die Aktionäre steigende Kurse erwarten, spricht man deswegen auch von "bullish". Die Anleger sind dann der Meinung, dass der Bulle die Kurse nach oben hievt.

Wie viel Milch gibt eine Kuh?
Während die Milchleistung der Kuh in den fünfziger Jahren noch bei knapp 3.000 Kilo, bei Schwarzbunten bei 5.000 Kilo jährlich lag, ist sie nun bei knapp 8.000 Kilo. Allerdings gibt es  große Unterschiede zwischen den Rassen. Die Menge hat sich also weit mehr als verdoppelt. Das liegt vor allem an der Zucht und daran, dass Kühe heute neben Raufutter, also frisches und siliertes Gras und Heu, nun auch Kraftfutter, wie Getreide und Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Soja und Erbsen bekommen. Eine Bioland-Kuh gibt rund 15 Prozent weniger Milch als eine konventionelle Kuh. Das hat mehrere Gründe: Die Bioland-Tiere bekommen Auslauf an der frischen Luft, haben also Bewegung und bekommen tendetiell mehr Raufutter, zu dem man auch Grobfutter sagt. Ziel ist es, den Tieren möglichst viel Gras zu geben und sie von der Weide zu ernähren, was allerdings eine geringere Milchleistung bedeutet.

 

Wird die Kuh jeden Tag gemolken?
Meistens zwei Mal pro Tag. Sie gibt täglich rund 20 bis 30 Liter. Die Kuh kann aber erst dann Milch produzieren, wenn sie ein Kalb bekommen hat. Nach der Kalbung - so nennt man die "Entbindung" - steigt die Milchproduktion der Kuh an und fällt dann nach einigen Wochen langsam wieder ab. Milchkühe bekommen meist ein Kalb pro Jahr, circa zwei Monate vor der Geburt wird die Kuh nicht mehr gemolken, weil sie dann weniger Milch gibt und damit sich ihr Körper auf die Geburt einstellen kann.

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