Weidetag im Jura

Artenreichtum auf Dauerwiesen

Innovatives Weidemanagement am Bioland-Hof Heldrich

In Frechetsfeld, Oberpfalz, stellte der Bioland-Hof Heldrich ein wegweisendes Weidemanagement vor, das Biodiversität, Klimaschutz und regionale Wertschöpfung vereint. Roland Heldrich präsentierte vor Fachpublikum sein ganzheitliches Mob Grazing-Konzept. Dabei werden die Kühe zweimal täglich auf neue Portionsweiden umgetrieben, was den Wiesen lange Rastzeiten ermöglicht, damit sich die Vegetation erholen kann. Diese Methode fördert den Humusaufbau und die Artenvielfalt. Die 40 Kühe, Kälber, Deckbullen, Ochsen und Kalbinnen des Hofes sind von April bis November auf den Weiden und Streuobstwiesen und dienen als natürliche Landschaftspfleger. 

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft: Ein Modell für die Zukunft

Johannes Ehrnsperger, Geschäftsführer der Neumarkter Lammsbräu, lobte den Hof Heldrich als Vorreiter, der mit neuen Methoden beeindruckende Erfolge erzielt. 

„Wir wollen Nachhaltigkeitsleistungen in der Landwirtschaft nicht nur kommunizieren, sondern auch in Wert setzen. Betriebe wie der von Roland Heldrich setzen neue Maßstäbe."

so Ehrnsperger. Heldrich war einer der ersten Landwirte, die die Regionalwert-Leistungsrechnung der Firma Lammsbräu nutzten, ein Tool zur Bewertung von Nachhaltigkeitsleistungen.

Ein Hof im Einklang mit der Natur

Der Hof der Familie Heldrich umfasst 53 Hektar Nutzfläche, aufgeteilt in 77 Teilstücke mit vielen Hecken dazwischen. Neben artenreichen Dauerwiesen werden auch Weizen, Dinkel, Roggen, Braugerste, Kartoffeln und Kleegras angebaut. Ein wichtiger Schwerpunkt ist der Streuobstanbau: 320 Obstbäume mit alten Sorten, die teilweise fast ausgestorben sind, bereichern die Landschaft. 

Seltene Ackerwildkräuter wie Rittersporn und Ackerkrummhals haben hier ebenfalls ihren Platz. „Wir möchten Vielfalt auf der Fläche haben, Humus aufbauen und Insekten sowie Blühpflanzen fördern“, sagte Heldrich. Die Kühe, darunter fränkisches Gelbvieh und Pinzgauer, sind von April bis November auf der Weide und tragen maßgeblich zur Landschaftspflege bei.

 

Reduzierte Bodenbearbeitung mit dem Geohobel

Neben der Vorstellung des Mob Grazing erläuterte Heldrich auch die Bedeutung der richtigen Bodenbearbeitung. Mit einem Geohobel, einer speziellen Art von Fräse, bearbeitet er die Böden nur minimal, was die Bodenkrümel erhält.

„Mit dem Geohobel lassen sich hohe Zwischenfruchtbestände in einem Arbeitsgang mulchen und einsäen. Ich kann eine gute Flächenrotte machen und einen Kleegras-Umbruch auch im Frühjahr mit zwei Überfahrten. Das hat mich ackerbaumäßig auf ein völlig anderes Level gebracht“, betont der Bio-Landwirt. 

Obergräser und Luzerne: Ein Gewinn für Böden und Tiere

Ebenso wichtig ist die richtige Pflanzenauswahl in der extensiven Weidewirtschaft. Heldrich setzt auf eine Obergras- und Luzerne-betonte Mischung: Die Luzerne verbessert die Bodenstruktur durch tiefreichende Wurzeln. „Luzerne geht bis zu vier Meter tief und lockert den Boden, was auch den Regenwürmern zugutekommt“, erklärte Heldrich. Obergräser haben eine bessere Wurzelleistung und Trockentoleranz als Untergräser, sind jedoch empfindlicher gegenüber Verbiss. „Damit kann man keine Standweide machen, die jede Woche einmal abgefressen wird“, räumt Heldrich ein. Für das Mob Grazing, das der Weide eine Ruhezeit von 36 Tagen einräumt, seien sie jedoch sehr geeignet. Esparsette und Hornklee bieten durch ihren hohen Tanningehalt den zusätzlichen Vorteil, Würmern und Blähungen bei den Tieren vorzubeugen.

Die höheren Gräser schaffen ein verbessertes Mikroklima auf der Fläche, wodurch der Boden besser beschattet und der Wasserhaushalt optimiert ist, erklärte Heldrich. In Frechetsfeld, wo es relativ trocken ist und Regenfälle oft vorbeiziehen, ist dies besonders wichtig. „Ich muss die Feuchtigkeit in der Fläche halten und so gut wie möglich mit dem Regen, den ich im Winter bekomme, über das Jahr kommen“, fügt er hinzu.

Ganzheitliche Bewirtschaftung

Der Hof Heldrich zeigt eindrucksvoll, wie nachhaltige Landwirtschaft aussehen kann. 

„Wir wirtschaften im Kreislauf und versuchen, alles selbst zu erzeugen. Brot, Wurst, Fleisch, Saft, bis auf die Milch haben wir eigentlich alles. Es ist einfach schön, seine eigenen Sachen zu essen, zu wissen, wo das Getreide gestanden hat, der Baum steht“,


sagt Roland Heldrich. Er möchte eine ganzheitliche Bewirtschaftung erreichen, die allem gerecht wird. Die Mitte finden  -  wie er sagt  -  zwischen Naturschutz und Lebensmittel-erzeugung, Boden und Pflanzen, Pflanzen und Tieren.

 

Der Weidetag auf dem Bioland-Hof Heldrich wurde mitveranstaltet von der Bioland Naturschutzberatung unter Leitung von Katharina Schertler und Neumarkter Lammsbräu. Er hat gezeigt, dass innovative und nachhaltige Beweidungskonzepte nicht nur möglich, sondern auch notwendig sind, um den zukünftigen Herausforderungen in der Landwirtschaft zu begegnen. 

Dazu auch ein Beitrag in der Mediathek von Oberpfalz TV: 
https://www.otv.de/mediathek/video/plaedoyer-fuer-oekologischen-landbau/

 Reel auf dem Instagram-Account von Thomas Lang: hier